Monatsspruch September

Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der Ferne ist?

Liebe Gemeinde, 
wann fühlen Sie sich in Ihrem Leben Gott ganz nahe?

Vielleicht geht es Ihnen ja wie mir und Sie spüren Gottes Nähe in ganz bestimmten Momente Ihres Lebens. Für mich war einer dieser Momente, als sich die kleinen Finger meines Sohnes zum ersten Mal um meinen Zeigefinger krallten und diesen gar nicht mehr loslassen wollten. In diesem Moment war mir Gott plötzlich ganz nahe. Ich habe ihn in diesem kleinen Schöpfungswunder gespürt, das da in meinen Armen lag.

Und es gibt andere Zeiten, in denen ich mich selbst aufmache, um Gottes Nähe zu suchen. Meistens ist das der Fall, wenn es mir irgendwie schlecht geht. Wenn ich Angst um jemanden habe, den ich liebe, oder wenn ich vor einer wichtigen Entscheidung stehe und mir unsicher bin, welchen Weg ich einschlagen soll.

Ja, es gibt Momente in denen ich Gott spüre. Es gibt Momente, in denen ich seine Nähe suche. Aber was ist mit all den anderen Momenten meines Lebens? Wo ist Gott eigentlich, wenn ich morgens mit dem Wagen zur Arbeit fahre? Wenn ich am Nachmittag im Supermarkt meine Einkäufe auf das Kassenband lege? Wenn ich am Abend bei Freunden einen Aperol Spritz auf der Terrasse trinke oder zu Hause mit meinem Mann auf dem Sofa kuschle und fernsehe? Ja, wo ist Gott eigentlich in all diesen alltäglichen Momenten meines Lebens?

Wir können es wohl kaum leugnen: Es gibt sie, die Zeiten, in denen Gott in unserem Leben nicht wirklich eine Rolle spielt. In denen wir gar nicht wirklich an ihn denken – warum auch? Es passiert ja nichts Außergewöhnliches. In diesen Momenten, in diesen Zeiten ist Gott uns und unseren Gedanken ziemlich fern. Wir spüren ihn nicht. Wir suchen ihn nicht. Gott hat in unserem Alltag einfach nichts verloren.

Doch nur weil er unseren Gedanken fern ist, muss es ja nicht gleichzeitig bedeuten, dass Gott an sich nicht da ist. Der Spruch für diesen Monat drückt es so aus: „Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“ 

Ein Gott, der nah sein kann und fern – je nachdem, wie es der Moment gerade erfordert. Ich stelle mir das z.B. vor, wenn Eltern mit ihrem Kind auf den Spielplatz gehen. Mal sitzen sie direkt neben dem Kind, buddeln gemeinsam im Sand – da kann das Kind seine Eltern spüren, die Wärme, die Freude, die Liebe. Aber dann gibt es auch die Momente, in denen das Kind alleine loszieht: klettert, rutscht, schaukelt, während die Eltern irgendwo weit weg am Rand stehen. Doch auch wenn die Eltern fern sind, weiß das Kind, es kann immer zu ihnen gehen, wenn es das möchte. Und wenn es fällt, sich wehtut oder zu weinen beginnt, dann sind Vater oder Mutter ganz schnell zur Stelle, um den Schmerz wieder wegzupusten.

Und genau so ist es für mich mit Gott! Wie ein guter Vater oder eine gute Mutter kommt er uns nahe, um uns Freude zu schenken, aber er gibt uns auch die Freiheit, den Spielplatz dieser Welt alleine zu erkunden. Und wir? Wir können darauf vertrauen, auch wenn Gott uns gerade fern erscheint, wir können immer aufblicken von dem, was wir gerade tun, ihn suchen und uns aufmachen, um zu ihm zu gehen. Und auch in all den Momenten, in denen wir gerade überhaupt nicht an ihn denken, können wir uns darauf verlassen: Er denkt an uns, hat immer ein Auge auf uns gerichtet. Und wenn es schwer wird, wenn wir stürzen oder uns verletzten, dann kommt er zu uns geeilt – so wie das Eltern eben tun!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass auch Sie Gott in Ihrem Leben spüren sowohl in der Geborgenheit der Nähe als auch in der Freiheit der Ferne.

Ihre Pfn. Britta Heesing-Rempel