Monatsspruch Juli
Liebe Gemeinde,
Wird schon richtig sein, wenn so viele so denken, sagen wir uns und meinen, den eigenen Aufwand fürs Nachdenken und Recherchieren sparen zu können. Doch eigentlich ist uns auch klar: Wenn viele Menschen eine bestimmte Meinung vertreten, heißt das noch lange nicht, dass diese auch im Recht sind.
Aber wir leben heutzutage in einer Demokratie – zum Glück – und in einer Demokratie zählt die Entscheidung der Mehrheit. Was gäbe es auch sonst für Optionen? Es kann ja nicht sein, dass eine Minderheit über die Mehrheit bestimmt oder gar, wie es früher war – und in manchen Systemen heute noch ist –, dass ein Einzelner entscheidet, was gemacht werden soll. Und dann gäbe es da auch noch die Möglichkeit, solange um ein Ergebnis zu ringen, bis alle sich einer Meinung wirklich anschließen können. Dies allerdings ist in größeren Gruppen nur mit sehr langwierigen Diskussionen oder auch oft gar nicht zu erreichen. Also bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, die Mehrheit entscheiden zu lassen.
Und dennoch sollten wir es uns nicht zu bequem machen und einfach immer in der großen Menge bleiben, denke ich. Denn in der großen Menge falle ich ganz schnell zurück in alte Routinen und Denkmuster oder denke gar nicht mehr. Gewiss, es braucht Kraft, Mut, Geduld und Zeit, sich aktiv eine eigene fundierte Meinung zu erarbeiten. Doch es ist nötig, dass ich mir diese Mühe mache – Kraft, Mut, Geduld und Zeit investiere, um Recht und Unrecht voneinander zu unterscheiden. Denn auch eine Mehrheit kann irren oder sich verblenden lassen und damit im Unrecht sein und dann dürfen wir uns dieser Mehrheit nicht anschließen, sagt uns der Monatsspruch für diesen Sommermonat Juli. Dieser Satz – einst für die Israeliten auf dem Weg aus der Sklaverei in die Freiheit gesagt – ist nach den 10 Geboten Gottes als Grundlage für die Freiheit nun eine weitere Bitte Gottes für das Gelingen eines Lebens in Freiheit: Beugt niemals das Recht!
Wenn das Leben in Gemeinschaft gelingen soll, muss das Recht oberste Priorität haben. Das Recht muss herrschen und notfalls auch gegen Mehrheiten durchgesetzt werden.
Natürlich wäre es anmaßend, würden wir behaupten, wir als Christen, als Kirche oder als Gemeinde könnten für Recht sorgen. Aber unter uns und auch da, wo wir in der Öffentlichkeit handeln, können wir gerecht sein und das Rechte tun.
Zwar ist nicht immer sofort klar, was das Rechte ist, aber das darf keine Entschuldigung für uns sein, das Recht nicht zu suchen und Ungerechtigkeit nicht aufzudecken und gegen sie anzugehen. Es ist unser Auftrag, gerecht zu handeln und vor allem jenen zum Recht zu verhelfen, für die sonst niemand eintritt. Und ja, auch eine Mehrheit kann im Unrecht sein. Darum, auch wenn es mühsam werden kann: Gott, der uns zu einem Leben in Freiheit und Gerechtigkeit berufen hat, sind wir es schuldig, dem Unrecht entgegenzutreten und für das Recht einzutreten.
So wünsche ich Ihnen viele leichte und erholsame Sommertage, an denen Sie Kraft schöpfen können, um diesen Weg der Freiheit und Gerechtigkeit zu gehen.
Ihre Pfn. Dagmar Heine