Monatsspruch Dezember
Liebe Gemeinde,
der Dezember ist schon ein besonderer Monat – jedenfalls war er das für mich als Kind immer. Voller Aufregung habe ich Morgen für Morgen die kleinen Päckchen meines Adventskalenders geöffnet, wobei es mir wie eine halbe Ewigkeit vorkam, bis wirklich alle 24 leer waren. Ich sehnte mich einfach zu sehr nach dem großen Tag. Ich wollte nicht länger auf Weihnachten warten: auf den Gottesdienst, bei dem ich zwar kein Wort verstand und mich doch von der Orgelmusik verzaubern ließ; auf den Weihnachtsbaum, der mit seinen vielen hellen Kerzen im Wohnzimmer erstrahlte; auf das leckere Festtagsessen, das es nur an diesem einen Tag im Jahr gab – und natürlich auch auf die Geschenke. Ja, Weihnachten war ein Tag, auf den ich jedes Jahr sehnsüchtig wartete.
Heute sehe ich dasselbe sehnsüchtige Funkeln, das damals in meinen Augen strahlte, in den Augen meines Sohnes. Seit Wochen fragt er mich jeden Tag, wann es denn endlich soweit ist.
Und bei mir? Immer öfter ertappe ich mich in den letzten Jahren dabei, dass ich, anstatt mich nach Weihnachten zu sehnen, mir noch ein paar Tage extra bis zum Heiligen Abend wünsche. Schließlich fehlt noch ein Geschenk für meinen Vater – das ist immer das Schwierigste –, die Predigt steht noch nicht, Kekse hab ich auch noch nicht gebacken und was es über die Weihnachtstage so zu essen geben soll, daran habe ich bisher gar keinen Gedanken verschwendet. Zu viel ist einfach noch zu tun – also Weihnachten lieber etwas nach hinten schieben!
Es scheint so, als sei mir beim Erwachsenwerden die Sehnsucht nach Weihnachten irgendwo auf dem Weg verloren gegangen. Von der Sehnsucht meiner Kindheitstage ist heute wenig zu spüren – ist diese Sehnsucht vielleicht nur etwas für Kinder?
Der Spruch für diesen Monat sagt etwas anderes: „Meine Augen haben den Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast allen Völkern“. Es sind die Worte Simeons, eines Mannes, dessen ganzes Leben von einer tiefen Sehnsucht erfüllt war – der Sehnsucht nach Weihnachten. Genauer genommen nach dem, um den es an Weihnachten geht. Simeon war erfüllt von der Sehnsucht, seinen Heiland zu sehen, den Gesalbten Gottes, den Christus! Bevor er dies nicht getan hatte, konnte er diese Welt nicht verlassen. Und diese Sehnsucht erfüllte sich – okay, nicht an Weihnachten selbst, sondern erst 8 Tage später, als der neugeborene Jesus im Tempel vorgestellt wurde. Doch Simeon sah in ihm das Ziel seiner Sehnsucht.
Ja, die Sehnsucht nach Weihnachten ist wohl doch nicht nur etwas für Kinder. Denn es geht an diesem Tag nicht nur um einen zauberhaften Gottesdienst, strahlende Weihnachtsbäume, gutes Essen und tolle Geschenke. Es geht an diesem Abend und über diesen Abend hinaus um noch so viel mehr: es geht um Heil und Frieden für alle Menschen, es geht um Versöhnung mit Gott und der Welt, es geht um Hoffnung, auch wenn die Welt gerade dunkel erscheint – und es geht um den einen, der uns all dies schenkt! Ich glaube, diese Sehnsucht verlischt nie. Die Sehnsucht nach dem, was allen Menschen an Weihnachten geschenkt wird. Die Sehnsucht nach dem einen, der uns dies alles schenken will – diese Sehnsucht brennt auch heute noch hell in mir – genauso hell wie die Kerzen am Weihnachtsbaum!
Und so wünsche ich auch Ihnen eine Adventszeit voller Sehnsucht!
Ihre Pfn. Britta Heesing-Rempel