Monatsspruch November

Er allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meers. Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.

Liebe Gemeinde, 

Gott loben für die Welt, die er geschaffen und in unsere Verantwortung gegeben hat, fällt schwer dieser Tage. Ich schreibe diese Worte wenige Tage nach dem Überfall der Hamas auf Israel.

Was wir mit Gottes gut gemeinter Schöpfung machen, welchen Raubbau an der Natur wir bewusst oder unbewusst begehen, ist schon mehr als grausam. Aber was Menschen anderen Menschen antun in Kriegen und terroristischen Überfällen, ist des Menschen erst recht unwürdig.

Gott loben für diese Welt fällt mir da äußerst schwer.

Und dann noch im November – die Uhr steht wieder auf Winterzeit, die Tage werden immer kürzer und zum Ende des Monats hin erinnern wir uns unserer Verstorbenen – am Volkstrauertag derer, die in Kriegen ums Leben gekommen sind, und am Ewigkeitssonntag gedenken wir unserer verstorbenen Angehörigen, besonders derer, die im zurückliegenden Jahr von uns gegangen sind.

Gott loben angesichts all dessen fällt schwer. Mag sein, dass er einst Großes vollbracht hat, aber heutzutage fühlen wir uns doch eher alleingelassen und überfordert mit all dem, was unser Leben mit sich bringt. In einer Umfrage im Auftrag der EU-Kommission gaben mehr als die Hälfte der Menschen an, dass ihre psychische Gesundheit unter den Krisen der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart leide.

Gott loben für die großartige Welt, die er geschaffen hat und in der wir leben dürfen? Wie kann das gehen?

Aber in dem Verfasser dieser Worte liegt ein Hinweis: Es ist Hiob, der sagte: „Er allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meeres. Er macht den großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.“ Ja, es ist Hiob, der trotz tadellosen Lebenswandels fast all sein Hab und Gut verliert, seine 10 Kinder begraben muss und selbst mit schwerer Krankheit geschlagen wird. Hiob hadert deswegen auch mit Gott, ja er klagt, denn er ist sich keiner Schuld bewusst. Seine Freunde meinen, er müsse eine schwere Sünde begangen haben, dass ihm solches Unheil widerfährt, ohne dass Gott einschreitet. Diesen Gedankenzusammenhang von Schuld und Leid aber durchbricht Hiob. Er glaubt nicht wie seine Freunde, dass sein Unglück eine Gottesstrafe ist.

Doch Hiob erkennt Gottes Größe und Allmacht.

Es ist Hiob, der Gott wie mit einem Lobespsalm als Schöpfer der Welt und allen Lebens beschreibt, obwohl ihm so großes Unglück widerfährt.

Es ist Hiob, der uns lehrt, dass Gott nicht die Ursache des Bösen und des Unglücks ist, sondern die Ursache der eigentlich wunderbaren Welt, in der wir leben dürfen.

Aber Hiob macht damit auch deutlich, dass kein Mensch vor diesem allmächtigen Schöpfer jemals vollkommen sein kann, sondern dass wir alle immer auf Gottes Gnade angewiesen sind und bleiben.  

Wir können uns vor Gott ein glückliches, unbeschwertes Leben nicht verdienen.

Und das ist auch gut so. Viel zu groß wäre der Druck, diesem allmächtigen Gott gerecht werden zu müssen, der alles so wunderbar gemacht hat.

Aber wir dürfen auch wissen, dass Gott nicht unser Unglück, sondern unser Wohlergehen will. Und er will uns Hoffnung geben und mit seinem Segen uns stärken, nicht damit wir nach den Sternen greifen, wohl aber damit wir uns auf die Suche nach guten Lebensmöglichkeiten für uns und alle Menschen und die ganze Erde machen – an jedem neuen Tag.

Dafür will ich Gott loben!

Ihre Pfn. Dagmar Heine