Monatsspruch September

Jesus Christus spricht: Wer sagt denn ihr, dass ich sei?

Liebe Gemeinde, 

wenn man den Monatsspruch so ganz ohne den Zusammenhang der Geschichte liest, kommt er mir schon befremdlich vor: Was ist das denn für eine Frage? Was will Jesus denn da hören, braucht er ein positives Feed back, braucht er Bestätigung in unsicherer Situation, ist das „fishing for compliments“? Spricht daraus vielleicht auch eine Verunsicherung des eigenen Selbstbildes? Obwohl doch Jesus offensichtlich weiß, in wessen Auftrag er unterwegs ist? Trotzdem kann Letzteres schon sein. Jedenfalls deutet die Rahmengeschichte vor diesem Vers darauf hin. Sie berichtet von einem Gespräch Jesu mit seinen Jüngern. Er bittet sie, ihm zu erzählen, was die Menschen, denen sie begegnet sind, denken, was oder wer Jesus ist.

Die Jünger berichten von verschiedenen Antworten. Denen, die genannt werden, ist zwar gemein, dass sie alle herausragende Männer Gottes sind. Und doch liegen die Antworten knapp daneben. Erst die Antwort des Petrus, auf eben diese Frage Jesu, die als Monatsspruch über dem September steht, gibt die eine, die einzig mit dem Selbstbewusstsein Jesu übereinstimmende und damit für Jesus richtige Antwort: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Für Jesus spricht durch die Antwort des Petrus alles dafür, dass Petrus der sein wird, der der Grundstein der Gemeinde Jesu Christi sein wird, weil aus ihm und in ihm der Heilige Geist spricht. Jetzt stimmen Selbst- und Fremdwahrnehmung für Jesus wieder überein – und es ist gut so.

Wenn Selbst- und Fremdwahrnehmung auseinanderfallen, ist das für Menschen ein Problem. Eines, das glaube ich, jede und jeder kennt. Es ist vor allem ein Problem, wenn uns andere Menschen auf eine Art und Weise wahrnehmen, die uns persönlich nicht gefällt. Nicht wenige unter uns geben sich ungeheure Mühe, ein Fremdbild aufzubauen, das eine möglichst positive Resonanz bei anderen Menschen hervorruft. Das, wovon wir denken, dass es anstößig sein könnte, versuchen wir zu verbergen und messen uns nur allzu leicht an den Bildern, die gesellschaftlich normativ konform oder zumindest akzeptiert sind. Manch eine oder einer produziert dem gegenüber genau das Gegenteil dessen, um seine besondere Persönlichkeit oder ein Alleinstellungsmerkmal herauszuheben. Problematisch wird beides, wenn es an der eigenen Wirklichkeit vorbeigeht oder die eigenen Möglichkeiten übersteigt. Dann kostet das ein Maß an Energie, das bald alle Kräfte verbraucht und nicht selten ins Unglück führt.

Insofern möchte ich ermutigen, die Frage Jesu etwas anders zu stellen: „Wer, sagst denn du, Gott, dass ich sei?“ Und darauf trauen, dass Gott sagt: „Du bist mein liebes Kind, an dem ich Wohlgefallen habe. Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“

Diese Antwort Gottes möge helfen, ohne Sorge oder Angst zu sich selbst stehen zu können. Ohne Sorge vor den vielleicht überhaupt nicht passenden Zuweisungen und Be- oder gar Abwertungen, mit denen wir uns tagtäglich auseinandersetzen müssen. So nehmen Sie diese Frage und die Antwort Gottes gerne mit in den September. Diese grundlegende Zusage Gottes möge Sie stärken und kräftigen für alles, was kommt.

Pfr. Roland Wieloch