Monatsspruch Juli

Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet.

Liebe Gemeinde, 
bei diesen Worten aus der Bergpredigt muss ich immer an ein Lied des Country Sängers
Jaron and the long road to love denken. Es war ein ziemlicher Hit, als ich 2010 nach meinem Abitur ein Jahr lang in Kanada lebte. In dem Lied geht es um einen Mann, der gerade eine schwere Trennung hinter sich hat. Er sucht Rat beim Pfarrer, der ihm nahelegt, niemanden zu verurteilen, sondern lieber für seine Exfreundin zu beten. Und das tut er dann auch:

Ich bete, dass ein Blumentopf vom Fensterbrett fällt und dir auf den Kopf schlägt, genauso wie ich es gern tun würde.

Ich bete, dein Geburtstag kommt und niemand ruft an.

Ich bete, dass alle deine Träume niemals wahr werden.

Ja, er betet für seine Exfreundin, aber so hatte sich das der Pfarrer wahrscheinlich nicht gedacht. Schließlich sagt Jesus ja nicht nur „betet für die, die euch verfolgen“, sondern auch „liebet eure Feinde“. Und obwohl es sich bei dem Lied nur um eine unterhaltsame Verdrehung der Worte handelt, wirft es für mich doch eine berechtigte Frage auf: Denn was heißt es eigentlich, für seine Feinde zu beten? Wofür genau soll ich denn beten?

Leicht ist es nämlich nicht, Gott im Gebet um Gutes für seine Feinde zu bitten. Es widerspricht doch unserem Gerechtigkeitssinn, für sie zu beten – naja, es sei denn man tut es so wie in diesem Lied. Irgendwie gelüstet es mich doch nach Rache, wenn mir jemand Unrecht tut. Zumindest jedoch ausgleichende Gerechtigkeit sollte drin sein. Schließlich darf doch niemand mit seinen bösen Taten ungeschoren davonkommen. Wer geltendes Recht bricht, sollte bestraft werden. Wer andere verletzt, sollte selber Leid ertragen. So jedenfalls sagt es uns unser menschlicher Verstand. Gott um Gutes für die zu bitten, die Böses tun, das scheint doch reichlich ungerecht. Und doch ist es genau das, was Jesus von uns fordert: liebet eure Feinde, betet für die, die euch verfolgen.

Wie soll ich also dieses Gebot zur Feindesliebe verstehen?

Während des Präsidentschaftswahlkampfs 2016 in den USA sagte einmal die ehemalige First Lady Michelle Obama: „When they go low, we go high." Für mich sind diese Worte eine wunderbare Auslegung für dieses Gebot der Feindesliebe. Ja, es ist schwer Gott um Gutes für jemanden zu bitten, der Schlechtes tut – vielleicht sogar unmöglich. Aber was ich tun kann, ist mein eigenes Handeln nicht dem meiner Feinde anzupassen!

Wenn mir andere ihre schlechteste Seite zeigen, dann zeige ich meine Beste. Wenn andere Hass, Gewalt und Unrecht predigen, dann kann ich mit Liebe, Vergebung und Gerechtigkeit dagegenhalten. Für seine Feinde zu beten heißt, sich nicht von ihnen auf ihr Level herunterziehen zu lassen. Denn Böses können wir eben nur mit Gutem überwinden. So sagte es schon der Apostel Paulus (Röm 12,21). Hass lässt sich nicht mit mehr Hass bekämpfen. Gewalt nicht mit Gegengewalt. Unrecht nicht mit weiterem Unrecht. Wer Frieden stiften will, der muss lieben, auch wenn ihm Hass entgegenschlägt. Wer Versöhnung will, der muss für den anderen beten, auch wenn der ihn verflucht. Beten, dass Gott dem anderen die Augen öffnet. Beten, dass er oder sie die Kraft findet, umzukehren und neue Wege zu finden. Beten, dass ich selbst die Stärke in mir finde, anderen zu vergeben.

Gottes Gerechtigkeit übersteigt die unsere. Er will, dass wir verzeihen, statt Rache zu üben. Mitleid haben statt Schadenfreude. Beten statt fluchen. Denn dann können auch wir Frieden stiften, so wie Gott Frieden stiftet. Dann können wir wirklich seine Kinder sein, die seiner Gerechtigkeit folgen!

Ihre Pfn. Britta Heesing-Rempel