Monatsspruch Juni

Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle.

Liebe Gemeinde, 
was für ein gutes Segenswort am Beginn des Sommers! Ein Segenswort aus der guten alten Zeit – aus dem ersten Buch unserer Bibel, aus den Anfängen der Glaubensgeschichte – aus einer Zeit, in der die Welt noch in Ordnung war! Als noch klar war, dass Gott die Menschen jeden Tag beschenkt, wenn sie genug zum Leben haben.

Dieses Segenswort spannt für mich schon jetzt im Juni den Bogen hin zum Ende des Sommers mit dem Erntedankfest. Ja, all das ist nötig, damit wir leben können, damit wächst und gedeiht, was wir zum Leben brauchen: der Tau des Himmels und die Früchte der Erde - Fett und Korn und Wein.

Wie gut, daran erinnert zu werden, dass Gott uns seinen Segen geben will zu allem Wachsen und Werden, so wie einst in guter alter Zeit!

Allerdings war die viel gepriesene gute alte Zeit gar nicht so gut, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn Jakob erschleicht sich diesen Segen seines alten blinden Vaters Isaak, den Segen, den Isaak eigentlich dem erstgeborenen Sohn Esau zusprechen wollte. Doch Segen, einmal gegeben, bleibt, auch wenn der Vater später erkennen muss, dass er betrogen wurde. Das ist bitter für Esau, aber auch tröstlich: Segen - einmal gegeben - bleibt, was auch geschieht. Bevor Jakob allerdings den Segen Gottes auch spüren darf, muss er ein Leben mit vielen Höhen und vor allem Tiefen durchleben.

Wenn wir am 18. Juni nun unser Tauffest in und um die Dorfkirche feiern, werden Neugetaufte den Segen Gottes bei ihrer Taufe empfangen. Und sie dürfen sicher sein, dass Gott sie ein Leben lang begleiten will mit seinem Segen, was auch geschieht.

Mit anderen, schon vor längerer Zeit Getauften, möchten wir diesen Tag nutzen, um ihn zu einem Fest für die Erinnerung an die Taufe zu machen. Wir dürfen zurückschauen, wie Gott uns begleitet hat mit seinem Segen, den wir in der Taufe einst empfangen haben. Wo und wann haben wir das gespürt in unserem Leben? Und gab es auch Zeiten, wo wir unsicher waren, ob Gott uns noch begleitet mit seinem Segen? Gab es Zeiten, wo wir uns von Gott allein gelassen fühlten? Oder war es nur so, dass Gott uns zutraute, eine Wegstrecke in unserem Leben eigenständig zu bewältigen? Und in allem dürfen wir doch gewiss sein, dass Gott da ist und bei uns bleibt mit seinem Segen, wie er uns einst in der Taufe zugesprochen wurde. Dessen wollen wir uns vergewissern.

So möchte ich Sie einladen – natürlich zum Tauffest am 18. Juni.

Aber ich möchte Sie auch einladen und dazu anregen: Nehmen Sie sich einmal Zeit und Ruhe, um Ihr Leben unter Gottes Segen zu bedenken.

Wo habe ich gespürt, dass Gott bei mir war?

Wann habe ich erlebt, dass Gottes Segen mir neue Kraft gegeben hat?

Und wie habe ich Zeiten durchlebt, in denen ich meinte, dass Gott mir zu viel zumutet?

Wie habe ich dann wieder gespürt, dass Gott mir doch schenken will, was ich zum Leben brauche?

All das sind wichtige Fragen, denke ich, wenn wir bewusst und dankbar und mit Respekt in Gottes guter Schöpfung leben wollen. Denn in den Antworten aus unserem eigenen Leben können wir hoffentlich auch erkennen, dass Gottes Segenszusage Bestand hat, was auch geschieht: Gott will uns schenken, was wir zum Leben brauchen – immer wieder, ein ganzes Leben lang – seinen guten Segen!

Ihre Pfn. Dagmar Heine