Monatsspruch September

Liebe Gemeinde,
der
Sommer ist vorbei und es kommt die Zeit, in der man oft gefragt wird: „Und wie
hast du den Sommer verbracht?“ oder „Wo warst du in diesem Sommer?“ Wir richten
uns wieder zu Hause ein und schwelgen doch gern in Erinnerungen – an einen
hoffentlich erlebnisreichen Sommer, an unbeschwerte Zeiten am Meer oder
herrliche Ausblicke von Bergen oder auch an den Trubel in fremden Städten oder
auch in unserer Stadt. Aber nun im September sind die meisten wieder zu Hause
und bleiben es vorerst auch, denn das neue Schuljahr hat schon Ende August
begonnen und die Wärme des Sommers lässt langsam nach, die Nächte werden länger
und kühler, die helle Zeit am Tage immer kürzer. Da bleiben wir doch lieber
hier! Die Leichtigkeit des Sommers liegt hinter uns. Lange wird es nicht mehr
so gehen, dass man sich einfach auf den Boden ins Gras legt, wie der Junge auf
dem Bild. Dann ist es zu kühl draußen.
Viele aber fürchten dieser
Tage, dass es auch drinnen kühler werden wird wegen der gestiegenen
Energiepreise. Und manchen, die vorher schon rechnen mussten, macht das
wirklich angst – es sind ja nicht nur die Energiepreise und es geht darüber
hinaus nicht allein um Luxusgüter, auch die Nahrungsmittel – einfach alles ist
teurer geworden in den letzten Wochen. Wer ohnehin schon knapp dran war, kommt
nun rein rechnerisch zu dem Schluss: Es reicht nicht, nicht einmal für das
nötigste.
Und
wie können wir diesen Ängsten begegnen? Wie lernen wir, damit umzugehen, dass
das Leben womöglich schwieriger wird? Wie können wir Menschen trösten, die sich
solche berechtigten Sorgen machen?
Der
Monatsspruch für diesen September 2022 kommt mir da etwas hochtrabend daher,
denke ich zunächst. Er redet von Weisheit und empfiehlt die Liebe zu Gott als allerschönste
Weisheit.
Zuerst
einmal muss ich ja sagen, dass die Liebe zu Gott schon an sich schwierig ist.
Wie soll ich jemanden lieben, den ich nicht sehen kann? Wie soll ich jemanden
lieben, von dem ich sage, dass er überall ist? Wie sollte ich z.B. Gott umarmen?
Oder Küssen? Alle Gesten, die wir von
der Liebe zu Menschen kennen, scheinen für die Liebe zu Gott nicht zu passen,
weil sie einfach so nicht möglich sind.
Einzig
der Liebesbrief vielleicht. Ja, doch, jedes Gebet, das ich spreche oder mir
auch aufschreibe, ist wie ein Liebesbrief an Gott. Weil ich ihm vertraue, wende
ich mich im Gebet an ihn.
Genauso
wie ich einen Liebesbrief an einen geliebten Menschen schreibe, weil ich ihm
vertraue und ihm das auch sagen will, weil ich mein Leben mit dem geliebten
Menschen teilen will und ihm deswegen alles mitteile, was mich bewegt und was
mir auf der Seele liegt.
Genauso
wie ein Liebesbrief ist ein Gebet zu Gott:
Weil
ich Gott liebe, kann ich ihm alles anvertrauen. Und weil ich Gott liebe, will
ich mein Leben mit ihm teilen, d.h. ich will ihm alles mitteilen, was mein
Leben ausmacht – Freude und Dankbarkeit, Ärger und Sorgen, Ängste und Unbehagen.
Und genau wie in einer Liebesbeziehung zu einem Menschen erhoffe ich mir, dass
Gott Anteil nimmt an meinem Leben – an all meinem Glück, aber auch an meinen
Sorgen und Problemen.
Versuchen
Sie es doch und lassen Sie Gott ihr Leben begleiten, so wie ein geliebter
Mensch einen begleitet. Versuchen Sie, keine Geheimnisse zu haben und teilen
Sie Gott alles mit – im Gebet und vielleicht auch in einem aufgeschriebenen
Gebet im Stil eines Liebesbriefes!
Das wird zwar nicht alle Probleme lösen und die Wünsche alle erfüllen und die Sorgen zunichtemachen, aber es kann unser Vertrauen stärken, dass das Leben zu bewältigen ist, weil ja Gott an meiner Seite ist: Ich liebe Gott und er liebt mich. Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen.
Ihre
Pfarrerin Dagmar Heine