Monatsspruch April

Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herren gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.

Liebe Gemeinde, 
das klingt doch einfach wunderbar: „Ich habe den Herrn gesehen.“, sagt Maria, und berichtet, was er ihr gesagt hat. Ja, so wünschte ich mir Ostern: dass da jemand kommt, der sagen könnte: „Ja, ich habe Jesus, den Auferstandenen gesehen. Und er hat mir gesagt, wie es weitergehen soll.“ Und dann fängt sie oder er an zu erzählen und jeder Zuhörer weiß genau: Das ist authentisch! Das hat Jesus selber uns aufgetragen! Wir wissen, was zu tun und zu lassen ist, weil jemand von uns mit dem Auferstandenen gesprochen hat. Ach, wäre das schön! Wir könnten uns darauf berufen, dass wir das, was wir tun, in Jesu Auftrag tun. Es hat ja jemand von uns mit ihm gesprochen und er hat uns unmissverständlich dies oder jenes aufgetragen. Das wäre wahrhaft ein Osterfest, wie ich es mir wünschte!

Doch so einfach ist es leider nicht und so einfach ist es auch nie gewesen – auch nicht für Maria Magdalena. Denn was sie wirklich erlebt hat am Ostermorgen, war alles andere als leicht für sie. Sie hatte das leere Grab gefunden und befürchtete, dass jemand den Leichnam Jesu gestohlen habe. Dann begegnet sie in der Nähe jemandem, den sie für den Gärtner hält und erzählt ihm die traurige Geschichte von dem vermeintlich gestohlenen Leichnam. Erst als er sie anredet, erkennt sie ihn. Es ist Jesus, der Auferstandene, ihr Herr und Meister, ihr geliebter Jesus! Sie will ihn umarmen und festhalten, verständlich, aber da weist er sie zurück. Sie soll ihn nicht aufhalten auf seinem Weg. Das ist bitter. Und dennoch versteht sie die Botschaft, läuft zu den anderen und berichtet freudig, was ihr passiert ist. Kein Wort mehr darüber, dass er sie barsch zurückgewiesen hatte.

Das muss man erst einmal können, denke ich: erkennen, worauf es ankommt und seine eigenen Bedürfnisse zurückstellen. Die Kränkung der Zurückweisung einfach hinnehmen, weil es ja richtig ist. Sie darf jetzt nicht klammern, darf ihn nicht aufhalten und muss ihren eigenen Weg finden und gehen. Jesus ist nicht auferstanden, um ihr wieder nahe zu sein, um das Alte fortzuführen, sondern um zu zeigen: Neue Wege sollt ihr gehen. Einen neuen Anfang sollt ihr wagen. Es geht nicht nur einfach immer so weiter. Überlegt, was wirklich gut und wichtig ist, was jetzt dran ist. Das ist Ostern, das ist Auferstehung!

Und genau das gilt uns – auch gerade jetzt, an diesem Osterfest 2022. Es geht nicht einfach immer so weiter! Unsere Welt stellt uns vor große Herausforderungen, mit denen wir in der richtigen Weise umgehen sollen: Klimawandel und unser Konsumverhalten, das Wiederaufleben von Konfrontationen und Machtgier in kaum für möglich gehaltenem Maße und unser Umgang damit sowie mit den Menschen, die als Flüchtlinge oder auch als in ihrer Heimat bleibende darunter leiden. Und nicht zuletzt unser Umgang mit Krankheiten, auch bisher unbekannten, die unser Leben bedrohen. Für all das gilt es neue Wege zu finden, einen neuen Anfang zu wagen. Das Leben in dieser Welt geht nicht einfach immer so weiter. Viele bittere Erfahrungen gerade in jüngster Zeit haben uns das spüren lassen. Es ist an uns, die Osterbotschaft von der Auferstehung für das Leben in unserer Welt wahrzunehmen und umzusetzen.

Überlegt, was wirklich gut und wichtig ist, was jetzt dran ist! Einen neuen Anfang sollt ihr wagen! Neue Wege sollt ihr gehen! Das ist Ostern, das ist Auferstehung! 

Dafür Ihnen allen Gottes reichen Segen!

Ihre Pfn. Dagmar Heine