Monatsspruch März

Hört nicht auf zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, Harrt aus und bittet für alle Heiligen.

Liebe Gemeinde, 
wie beten Sie eigentlich?

Ein Vaterunser im Gottesdienst am Sonntagmorgen, ein Tischgebet vor dem Mittagessen, ein Abendgebet vor dem Zubettgehen oder ein kurzes Stoßgebet, wenn grade alles aus dem Ruder zu laufen droht?

Hände falten, Augen schließen und kurz in sich gehen. Gott für das Schöne im Leben danken, mit dem er uns immer wieder beschenkt. Ihn um das bitten, was wir uns Gutes für uns und andere wünschen, oder ihm unser Leid klagen und dadurch das ablegen, was uns selbst belastet und bedrückt. Wenn wir beten, wenden wir uns an Gott, sprechen mit ihm und sind dadurch mit unseren Sorgen, unsrem Glück und unseren Hoffnungen nicht mehr allein – das tut gut!

Aber was passiert, wenn die Hände wieder gelöst und die Augen wieder geöffnet sind? Schließlich nimmt das Beten ja nur einen Bruchteil der 1.440 Minuten eines Tages in Anspruch. Deutlich weniger jedenfalls als die 220 Minuten, die alle Deutschen durchschnittlich am Tag Fernsehen schauen. Beten, mit Gott reden, ist doch meist nur eine kurze Unterbrechung unseres Alltags. Danach geht es weiter wie zuvor.

Im Spruch für den Monat März klingt das jedoch ganz anders. Im Brief an die Epheser schreibt der Apostel Paulus: „Hört nicht auf zu beten“ und „Betet jederzeit“. Was für ein hoher Anspruch, klingt es doch so, als wolle er, dass aus den wenigen Minuten Gebet am Tag gleich ganz 1.440 werden. Das ganze Leben soll sozusagen ein einziges unaufhörliches Gebet sein. Nicht einmal die Mönche im Kloster mit ihren acht Gebeten jeden Tag sind dem auch nur nahegekommen. Schließlich gibt es ja jede Menge anderer Dinge zu tun auf der Arbeit, in der Familie oder im Haushalt. Und ein wenig Zeit für sich selbst zum Entspannen und Genießen braucht der Mensch ja schließlich auch noch.

„Hört nicht auf zu beten“ – dieser Aufruf ist nicht nur weltfremd, sondern schier unmöglich, jedenfalls dann, wenn wir ihn ganz wörtlich verstehen. Wenn wir Beten nur als Händefalten und Augenschließen verstehen, nur als die Momente, in denen wir die Welt ausschließen und ganz allein mit Gott sprechen.

Doch für mich ist Beten mehr als diese Momente. Beten, das heißt für mich in Beziehung treten. Zu wissen, dass Gott meinen Lebensweg mit mir geht, dass er stets nur ein Wort von mir entfernt ist. Und wie bei einem Spaziergang mit einer guten Freundin weiß ich, es gibt Zeiten, in denen wir einander viel zu erzählen haben, und es gibt Zeiten, in denen wir schweigend nebeneinander einhergehen können. Beides, Reden und Schweigen, ist Teil unserer Beziehung. Beides ist Teil unseres Gesprächs. Wenn Paulus also fordert „Hört nicht auf zu beten“ ist dies für mich nicht der Aufruf zu einer bestimmten Handlung, sondern zu einer bestimmten Lebenseinstellung. Eine Lebenseinstellung, die darum weiß, dass ich stets in Beziehung mit Gott bin, dass er mit mir geht, egal ob ich gerade mit ihm rede oder schweige. Denn auch wenn ich meine Hände nicht falte, meine Augen nicht schließe und keine Worte an ihn richte, unsere Beziehung bleibt bestehen. Unser Gespräch kann auch das Schweigen gut aushalten.

Unaufhörlich beten, dass heißt für mich in Beziehung bleiben, meinen Lebensweg mit Gott gehen und wissen, dass er in jedem Moment meines Fragens und Zweifelns, meines Hoffens und Dankens für mich nur ein Wort entfernt ist. Ich wünsche Ihnen, dass auch Sie Ihren Lebensweg im unaufhörlichen Gebet gehen können – wenn Sie reden und wenn Sie schweigen.

Ihre Pfarrerin Britta Heesing-Rempel