Monatsspruch Oktober

Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken.

Liebe Gemeinde,
was für ein guter Vorsatz, denke ich: Lasst uns aufeinander achthaben!

Und schnell wird mir bewusst, wo ich genau dies nicht getan habe: Ich laufe eilig und zielstrebig irgendwo hin und sehe gar nicht, dass von der anderen Straßenseite jemand herüberwinkt. Ich habe so viele Anrufe auf dem Anrufbeantworter, dass ich, weil immer wieder etwas Neues wichtiger erscheint, vergesse, einen Rückruf zu tätigen, der doch dringend gewesen wäre. Ich bin in Gedanken versunken und höre nicht richtig zu, was mir jemand sagen will.

Ist Ihnen so etwas auch schon passiert? Vielleicht haben Sie ja Ihr Rezept längst gefunden, es besser zu machen. Mir aber fällt auf, dass viele Menschen zu oft unachtsam leben. Das kränkt und macht einsam – auf beiden Seiten. Sowohl der Unachtsame spürt es irgendwann und der, der sich nicht beachtet fühlt, merkt es erst recht: So kann und darf es nicht weitergehen!

Im Monatsspruch für Oktober heißt es, wir sollten einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken. Leichter gesagt als getan. Für die oben geschilderten Unachtsamkeiten gibt es schließlich Gründe: Keine Zeit, den Kopf nicht frei, zu viele Verpflichtungen…

Es sind Gründe, die in unserer Lebensweise liegen. Und ich bezeichne es ganz bewusst nicht als Ausreden. Es sind Gründe, die es zu ändern gilt, damit wir achtsamer werden können. Dabei fällt mir das Lied Ganz einfach von Gerhard Schöne ein. Es handelt von einem Mann, der seinen Vater besucht, aber ganz abgehetzt dort ankommt und gleich sagt, dass er eigentlich gar keine Zeit hat. Doch er sagt auch, dass ständige Zeitnot und Hektik an seinen Nerven zehren. Der Mann ist ratlos und fühlt sich erschöpft.

Sein Vater führt ihm vor Augen, dass die Erschöpfung wohl daher rührt, dass er nie richtig bei der Sache ist, sondern immer schon in Gedanken bei dem, was er als nächstes tun will. Er rät seinem Sohn, sich ganz auf die Sache einzulassen, die er gerade tut. Eindrucksvoll und ruhig schildert der Vater seinen Lebensstil:
Wenn ich schlafe, schlafe ich.
Wenn ich aufsteh’, steh’ ich auf.
Wenn ich gehe, gehe ich.
Wenn ich esse, ess' ich.
Wenn ich schaffe, schaffe ich.
Wenn ich plane, plane ich.
Wenn ich spreche, spreche ich
Wenn ich höre, hör' ich.

Als der Sohn zunächst nicht versteht, führt der Vater ihm seinen Lebensstil wie folgt vor Augen:
Wenn du schläfst, stehst du schon auf.
Wenn du aufstehst, gehst du schon.
Wenn du gehst, dann isst du schon...

Ich denke, den weiteren Liedtext können Sie in Gedanken selbst vervollständigen und merken dabei, dass es doch so nicht gutgehen kann. Wer so rast- und ruhelos lebt, immer nur getrieben und in Gedanken schon beim nächsten Vorhaben, der fühlt sich schnell ausgebrannt und hat auch keine Möglichkeit mehr, auf andere achtzugeben.

So möchte ich Ihnen ans Herz legen, es einfach einmal mit dem oben geschilderten Lebensstil des Vaters zu versuchen, damit wir auf uns selbst und aufeinander achtgeben und auch noch Kraft haben, einander anzuspornen zur Liebe und zu guten Werken.

Dass Ihnen dies gelinge, wünscht Ihnen
Ihre Pfn. Dagmar Heine