Monatsspruch Juni

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Liebe Gemeinde,
was für ein schöner, einfacher, klarer Satz – dieser Ausspruch des Petrus! Er gibt uns eine große Freiheit, so empfinde ich, unabhängig von dem, was Menschen uns vorgeben möchten, zu denken, zu reden und zu handeln.

Nur mit solch einer inneren Unabhängigkeitserklärung ist es mir wohl damals in meiner Jugendzeit in der DDR gelungen, meinen Glauben zu leben: zum Konfirmandenunterricht zu gehen, mich konfirmieren zu lassen, zur Jungen Gemeinde zu gehen und letztlich in der Schule in der 11. Klasse meinen Studienwunsch von Mathematik auf Theologie zu ändern – im vollen Bewusstsein, dass mir das einigen Ärger einbringen wird. Aber: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Andererseits: Dieser schöne, einfache, klare Satz des Petrus birgt – so einzeln und aus dem Zusammenhang genommen – auch eine große Gefahr in sich: Menschen, die nur ihren Willen durchsetzen wollen, können diese Worte missbrauchen. Seien es religiöse Fanatiker oder machtbesessene Menschen oder einfach nur rechthaberische – sie missbrauchen diese Worte, um ihre Meinung und ihre Interessen als die Gottes darzustellen und damit nahezu unangreifbar zu machen.

Wer aber benutzt nun diesen Satz zu recht und wer missbraucht ihn? Und wie können wir erkennen, wann dieser Satz sehr wohl angebracht ist und wann er nur missbraucht wird?

Schauen wir auf den Zusammenhang: Petrus sagt diese Worte – so ist es in der Apostelgeschichte überliefert – als ihm der jüdische Hohepriester verbieten will, über Jesus zu predigen. Petrus lässt sich den Mund nicht verbieten, beruft sich auf den göttlichen Auftrag und erzählt immer mehr und im-mer weiter von Jesus. Wie könnte er schweigen von dem, was ihn bewegt? Für ihn ist das klar: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Zuvor hatte Petrus zusammen mit anderen Aposteln wegen seiner Predigten im Gefängnis gesessen, doch ein Engel hatte sie befreit und ihnen aufgetragen, weiter zu predigen mit den Worten: „Geht hin und tretet im Tempel auf und redet zum Volk alle Worte des Lebens.“

Darum geht es: Wir haben als Christen, wie damals schon Petrus und seine Mitstreiter, den Auftrag, Worte des Lebens zu verkünden. Gott will unser Leben und das Leben der Menschen überhaupt. Worte, die Menschen helfen zu leben, die Menschen aufleben lassen, Worte, die trösten und heilen, Hoffnung und Freude verbreiten – solche Worte nur sind nach dem Willen Gottes. Nicht zerstörende, vernichtende oder verachtende Worte!

Darum also achten wir auf das, was wir als Christen tun und reden: Gott will, dass wir in seinem Sinne handeln und sprechen. Und das bedeutet, für das Leben einzutreten mit Wort und Tat.

Wenn andere uns dann schelten wollen, können wir getrost und zu Recht sagen: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Auch wenn wir in den vergangenen Monaten unser Leben unter Pandemie-Bedingungen sicher manchmal als sehr mühsam und öde empfunden haben, gilt doch: Gott will unser Leben. Er will das Leben all seiner Geschöpfe. Und dieses Leben kann sehr schön sein!

Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie einen wundervollen Monat Juni erleben, in dem Sie erfahren, wie schön doch das Leben sein kann.

Ihre Pfn. Dagmar Heine