Monatsspruch Januar

Viele sagen: Wer wird uns Gutes sehen lassen? Herr, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes!

Liebe Gemeinde,
viele sagen: Wer wird uns Gutes sehen lassen?“

Als ich in den ersten Tagen des Advent dem ersten Gedanken zum Monatsspruch des Januars nachspürte, war das alles beherrschende Thema das Ringen in der Gesellschaft zwischen denen, die Lockerungen und denen, die strengere Regeln für das Weihnachtsfest forderten. Von Tag zu Tag wurde das Streiten härter und unversöhnlicher, welches die Bedingungen sein könnten oder sein müssten, unter denen wir im Jahr 2020 Weihnachten feiern könnten. Und bei vielen wurde die Sehnsucht nach einem, der für den Ausblick etwas Gutes verheißen würde, entsprechend immer größer. Unversöhnlich aber die imaginären Antworten auf die Frage, was denn das Gute wäre in dieser Zeit, wenn es denn zu erkennen sein würde. Für mich waren es schon im Advent zu viele Konjunktive, und die Fragen kristallisierten sich für mich immer mehr heraus: Mit welcher Erwartung gehen wir Menschen 2020 auf das Weihnachtsfest zu? Wie bereiten wir uns auf das Kommen des Gottessohnes vor? Von wem können wir wirklich das Gute zu Weihnachten erwarten?

Eigentlich ist die letzte Frage eine rein rhetorische: Denn das wirklich Gute, die volle unbedingte Güte erfahren wir von Gott selbst. Weil sich in der Geburt Jesu die alte Verheißung aus dem Buch des Propheten Jesaja erfüllt: Das Volk, das im Finsteren wandelt, sieht ein großes Licht und über denen, die da wohnen im finsteren Lande, scheint es hell!  . . .  Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende . . .

Wenn Sie diese Zeilen hier nun lesen, ist es Weihnachten geworden – so oder so – ganz gleich, wie Sie / wie wir es in diesem Jahr gefeiert haben, ist es auch im Jahr 2020 Weihnachten geworden. Ganz gleich, ob es wenigsten so ähnlich war, wie in den letzten Jahren, oder ganz, ganz anders, durften wir Teil haben, dass Gott uns mit seiner Güte ganz nahe ist. Mit dem Blick in die Krippe haben wir das Gute gesehen, das Gott uns da hineingelegt hat.

„Herr, lass leuchten über uns das Licht deines Antlitzes!“

Der Stern ist nun aufgegangen über Bethlehem, den die Weisen entdecken, die ihn deuten und ihm Großes beimessen. Sie machen sich auf den Weg, angeschienen, geleitet, lassen sie sich in Bewegung bringen. Unverzagt und unbeirrt folgen sie seinem Leuchten. Am Epiphaniastag, dem 6. Januar, feiern auch sie Weihnachten. Da kommen sie in Bethlehem an: Gott lässt sie Gutes sehen! Sie sind sich seiner Güte sicher. Für sie ist es keine Frage, wem sie hier gegenüber stehen oder knien.

Am Epiphaniastag 2021 feiern wir, dass wir bis heute alle Jahre wieder und in diesem Jahr zusammen mit den Weisen diesen Blick in die Krippen werfen dürfen. Dass wir uns anleuchten lassen vom Antlitz dieses kleinen Kindes, das niemand anderes ist als Gott selbst. Wir feiern nicht weniger, als dass Gott uns die Bitte des Psalmbeters aus dem Psalm 4 schon längst erfüllt hat.

Und so wünschte ich mir, dass es auch uns keine offene Frage mehr ist, wer uns wahrhaftig und wirklich Gutes sehen lässt. Weil das eigentlich keine Frage ist, auf die wir von Menschen eine erfüllende Antwort erwarten können. Mehr noch: Menschen, die für sich allein solches beanspruchen, halte ich für kreuzgefährlich, und wir alle sollten wachsam sein und solchen Menschen Einhalt gebieten!

Gott aber, der uns sein Licht leuchten lässt, „gibt uns wahrhaftig mehr Freude ins Herz als in Zeiten, da es Korn und Wein gibt in Fülle“, wie es im Vers 8 des Psalms dann heißt. Und mehr noch als das gibt er auch Stärke und Frieden, damit wir uns nicht irre machen lassen, trotz der strengen Regeln, die uns die Pandemie auferlegt, sondern unbeirrt und unverzagt wie die Weisen uns auf den Weg machen in das neue Jahr. Angeschienen von seinem Leuchten, (an-)geleitet von seiner Güte. So bleiben Sie auch im Januar behütet, und helfen Sie mit, dass die Menschen um Sie herum gesund bleiben - bleiben Sie gesund!

Ihr Pfr. Roland Wieloch