Monatsspruch Mai

Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.

Liebe Gemeinde,
unser Leben hat sich verändert in den letzten Wochen. Und auch unser Gemeindeleben hat sich stark verändert. Wir können nicht zusammenkommen, keine Gottesdienste in unseren Kirchen miteinander feiern, uns nicht in großen Gruppen treffen. Wir haben uns andere Wege und Möglichkeiten suchen müssen, miteinander in Kontakt zu sein und zu bleiben: greifen wieder öfter zum Telefon, schicken vielleicht mal einen Brief, nutzen Rundfunk- und Fernsehgottesdienste. Und auch die neuere Technik - das Internet ist jetzt für viele eine große Hilfe – für Videokonferenzen und auch für Bild- und Tonbotschaften, so auch auf unserer Internetseite www.kg-lira.de. Ich bin beeindruckt, was in den vergangenen Wochen alles entstanden ist. Ich schaue jetzt des Öfteren nach Anregungen, die auf der Internetseite der Landeskirche veröffentlicht werden, und auf den Seiten anderer Kirchengemeinden danach, was sie in dieser Situation machen und wie sie es machen. Wenn Sie das jetzt lesen, sind hoffentlich schon wieder einige Beschränkungen aufgehoben, aber vieles ist sicher noch ganz anders als im letzten Jahr: Die Konfirmationen sind aufgeschoben. Wir hoffen, dass wir sie im Herbst feiern können. Die Goldene Konfirmation hatten wir im April-Gemeindebrief noch angekündigt, wagten sie nun aber nicht, wie in anderen Jahren, für Pfingsten zu planen. Wir werden sehen, wann solch ein großes Fest mit vielen Senioren vernünftigerweise wieder anzustreben ist. Und noch so vieles könnte ich aufzählen. In diesem Mai ist alles anders, als wir es kennen, auch in der Kirche.

Nur die Worte aus der Bibel sind uns geblieben als das Beständige, das unser Leben bestimmen will – uns trösten will und leiten, stärken und begleiten.

Ja, Gottes Gnade bleibt uns erhalten und alles, was er uns aus seiner Gnade geschenkt hat, womit er einen jeden und eine jede begabt hat – ganz unterschiedlich. Sehr vielfältig sind die Begabungen unter uns – geschenkt von Gott, nicht selbst erarbeitet oder erkauft. Deshalb heißt es im 1. Petrusbrief, dass wir gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes sein dürfen, unsere Begabungen also wie ein guter Verwalter nutzen. Und ein guter Verwalter ist wohl, wer die ihm anvertrauten geschenkten Begabungen auch nutzt und auch benutzt zum Wohle anderer. Darauf sollen wir achten, dass wir mit den uns anvertrauten Begabungen und Fähigkeiten einander dienen – so schreibt der Apostel unter dem Namen Petrus.

Ich finde, das ist ein hoher Anspruch, gerade in dieser Zeit, in der wohl fast jede und jeder zusehen muss, wie sie oder er sich auf die neuen Bedingungen einstellt. Ja, es ist keine leichte Aufgabe, gerade jetzt.

Aber nun denke ich auch an die Zeit, in der diese Aufforderung formuliert wurde: Es war die Zeit der Christenverfolgung, ja, Christ sein, den christlichen Glauben bekennen war schlichtweg verboten. Und wer es trotzdem tat, musste um sein Leben fürchten.

In den letzten Wochen haben wir erfahren müssen, dass auch wir möglicherweise um unser Leben fürchten müssen, nicht durch Verfolgung aus Glaubensgründen, sondern durch eine unbekannte, noch unerforschte Krankheit. Rückzug, Kontaktverbot, Versammlungsverbot waren und sind uns z.T. auch jetzt noch auferlegt. Und zugleich die Bitte des Apostels an uns für diesen Monat Mai: Unsere Begabungen und Fähigkeiten zu nutzen – zum Wohle anderer: Dient einander!

Ja, das ist es wohl, was der Apostel auch uns heute mit auf den Weg geben möchte: Dient einander! Nutzt eure Fähigkeiten und Begabungen zum Wohle anderer! Gerade in schwierigen Zeiten! Verwaltet eure Fähigkeiten gut, denn Gott hat sie euch geschenkt – aus Gnade!

Neben vielem Schweren habe ich in den letzten Wochen aber auch gesehen, dass viele neue Initiativen entwickelt wurden, um Menschen nicht alleine zu lassen, anderen zu helfen und miteinander gut durch diese Zeit zu kommen. Das stimmt mich froh in diesem Mai! Lassen Sie sich begeistern, mitzumachen, nach Wegen und Möglichkeiten zu suchen, die eigenen Fähigkeiten nicht für sich zu behalten, sondern zu nutzen zum Wohle anderer. Dient einander, so können wir gemeinsam gut bestehen. Und seien Sie gewiss: Gott ist bei uns mit seiner Gnade!

Bleiben Sie gesund und behütet!

Ihre Pfn. Dagmar Heine