Monatsspruch September

Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?

Liebe Gemeinde,
„Du willst immer nur gewinnen“, sagt meine Freundin vorwurfsvoll zu mir, „und immer willst du nur das tun, wo du glänzen kannst!“ Natürlich, es ist doch schön zu gewinnen. Und es tut auch gut, Fähigkeiten und Begabungen zu nutzen. Sieger zu sein ist das erstrebenswerte Ziel! Wenn wir diesen Ehrgeiz nicht hätten, würde das Spiel keinen Spaß machen, ja eigentlich auch überhaupt nicht funktionieren.

Und im richtigen Leben? Im Alltag? Auch da möchten wir nicht als Verlierer dastehen. Auch im Beruf, in der Familie, in der Kirchengemeinde und auch im ganz persönlichen Bereich gibt es so manche Aufgabe zu bewältigen, so manches, wo wir gewinnen oder verlieren können. Und das Ziel heißt: Gewinnen!

Gerne suche ich mir also das heraus, was ich gut kann. Da kann ich mit Erfolg glänzen! Das tut gut!

Jesus aber warnt davor, zu weit zu gehen. Er zeigt vorsichtig die Schattenseite des Immer-nur-gewinnen-Wollens auf.

Man könnte es auch direkter sagen: Was hilft es dir, wenn du die ganze Welt gewinnst und dabei doch Schaden an deiner Seele nimmst?

Aber so direkt und absolut will Jesus es offensichtlich gar nicht hinstellen, sondern nur behutsam vor einer möglichen Gefahr warnen. Das ist Jesu Art und Weise, uns zum Nachdenken zu bringen. So bremst er uns nicht aus, so stößt er uns nicht vor den Kopf, sondern fördert das Nachdenken über unser Verhalten, die Motive unseres Verhaltens und die Ergebnisse.

Menschen neigen dazu, immer und überall und alles gewinnen zu wollen. So geben wir uns Mühe, strengen uns an und entwickeln unseren Ehrgeiz. Manchmal aber treibt uns gerade das auch über das Ziel hinaus oder am Ziel vorbei, oder der Blick auf das Ziel legt uns sozusagen Scheuklappen an. Unser Ehrgeiz, der im Grunde genommen gut ist, kann uns da eben auch im Wege sein.

Jesus spricht diese Warnung im Zusammenhang mit dem Ruf in die Nachfolge aus.

Und Jesus sagt: „Wer mir nachfolgen will, muss sich und seine Wünsche aufgeben. … wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“ (Matthäus 16, 24a + 25b, Übersetzung der Guten Nachricht)

Jesus nachfolgen bedeutet also, die eigenen Ziele, das eigene Leben, die eigenen Wünsche zu überprüfen und auch hintenan stellen zu können. Nämlich dann, wenn unsere Ziele, unsere Wünsche und unser Ehrgeiz nur uns selbst, unseren Sieg und Gewinn im Blick haben.

Wenn es um die Welt geht, haben wir oft nur einen sehr begrenzten Blick. Unser eigener Vorteil, unser Streben nach Sieg und Anerkennung stehen uns da so manches Mal im Weg.

Jesus aber geht es darum, dass wir die Welt im Blick behalten und unsere Verantwortung wahrnehmen. Wir sollen unseren Blick weiten auf die gesamte Schöpfung seines Vaters im Himmel, weil es dabei um unsere Seele geht. Denn wo wir das Wohl der Schöpfung aus den Augen verlieren, weil wir nur auf unseren Sieg und Erfolg zusteuern, wird die Welt Schaden nehmen und damit auch unsere Seele. Kein Mensch ist Herr dieser Welt. Danach zu streben, wäre zum Schaden für die Welt und für unsere Seele. Gott alleine ist der Herr über Himmel und Erde. Doch er hat uns aufgetragen, Verantwortung zu übernehmen. Dieser Verantwortung gilt es gerecht zu werden, damit die Welt und unsere Seele nicht Schaden nehmen.

Darum: Ehrgeiz ist wichtig, jedoch mit wachem Blick hinaus in die Welt. Nehmen wir die Schöpfung wahr und gestalten wir die Welt, sodass sie lebenswert bleibt für uns und alle Geschöpfe, für Mensch und Tier an allen Enden der Erde.

So möchte ich Sie einladen, im September das Erntedankfest zu feiern – mit dem Ökumenischen Erntedankumzug am Sonnabend, dem 21.9.2019, sowie in unseren Erntedankgottesdiensten. Herzlich willkommen!

Ihre Pfn. Dagmar Heine