Monatsspruch Dezember

Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.

Liebe Gemeinde,
lesen Sie gern Ihr Horoskop? Viele Zeitschriften drucken regelmäßig Botschaften, die die Sterndeuter aus den Konstellationen am Himmel ablesen. Die Astrologie und die Theologie haben wenig miteinander zu tun – in einem Gemeindebrief finden Sie solche Meldungen eigentlich nie. Seltsam eigentlich, denn wenn ich über unsere Lieder, unsere Bibelgeschichten und Symbole nachdenke, kommen die Sterne und die anderen Himmelskörper zahlreich vor: Jesus Christus ist der Stern, auf den ich schaue, er leuchtet als der helle Morgenstern. Gott ist die Sonne der Gerechtigkeit. Der Mond ist aufgegangen, die hellen Sternlein prangen und erinnern uns auch in dunkler Nacht an Gottes Treue sowie an unsere kranken Nachbarn. Jakob träumt nachts unter dem hohen Sternenzelt von der Himmelsleiter. Josef träumt, wie sich die Sterne des Himmels vor seinem Stern verbeugen. Anscheinend ist es also doch so, dass Gott uns durch die Sterne Botschaften schickt und uns durch die Himmelslichter den Weg weist.

Die Weisen aus dem Morgenland lassen sich ganz und gar von dem Stern leiten, der ihnen den Weg zum neugeborenen König der Welt, dem Christkind in der Krippe, zeigen soll. Sie vertrauen darauf, dass sie mit der Hilfe des Sterns am Ziel ankommen werden. Die Weisen kamen von weit her, aus dem fernen Osten, wo die Sonne aufgeht, und waren dem Stern bis nach Bethlehem gefolgt. Dort blieb er stehen, und „da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut“. Dort war der Ort, wo Maria und Josef Herberge gefunden hatten, dort war der Stall, in dem Jesus geboren worden war.

Ich stelle mir vor, wie die Weisen über viele Tage und Wochen wandern, nach dem Wegweiser in der Höhe schauend. Sie folgen dem Stern, den Kopf in den Nacken gelegt. Ob sie manches Mal gestolpert sind? Ihr Blick war fest auf den Stern gerichtet, sie ließen sich nicht beirren. Sie suchten einen König. Vielleicht hatten sie große Erwartungen. Vielleicht glaubten sie, am Ende an einem prächtigen Palast anzukommen, vor einem hohen Thron.

Am Ziel angekommen, sahen sie ein anderes Bild: Der Stern blieb stehen und leuchtete auf einen einfachen Stall. Nah am Boden, zwischen Heu und Stroh, zwischen Ochs und Esel, in der Futterkrippe, da sahen sie bei Maria und Josef das kleine Kind, in Windeln gewickelt. Ihr Blick senkte sich. Sie beugten die Knie, sie ließen sich nieder bei dem Kind. Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut. Der Grund für ihre Freude war nicht der Stern am hohen Himmel. Der Grund für ihre Freude lag zu ihren Füßen. Sie freuten sich über etwas ganz Kleines, Einfaches, Kostbares: über ein Kind.

Der Stern ging den Weisen voran auf ihrer langen Reise. Er zeigte ihnen das Ziel: Jesus Christus. In diesem Menschenkind, wie ein Stern vom Himmel gefallen, kommt Gott uns entgegen. An Weihnachten liegt der Stern zu unseren Füßen. Das Kind in der Krippe wird zum Grund für eine tiefe Freude. Gott wird Mensch, er geht in die dunkle Tiefe, auch in den Abgrund und das Leid. Mit uns zusammen geht Gott dort auch wieder heraus, hinauf, macht den Blick frei auf die Freiheit, macht den Weg frei hin zur Ewigkeit bei Gott.

Der Stern möge auch Sie leiten, Ihnen den Weg zeigen zur Weihnachtskrippe. Suchen Sie nach diesem Ort, wo Sie stehenbleiben, hocherfreut und festlich gestimmt, wo Sie innehalten, von tiefer Freude erfüllt, wo Sie Kraft gewinnen durch das Licht der himmlischen Gestirne, die uns bescheinen und beschirmen im Dunkel des Lebens und uns den Weg zur Freude weisen. Gesegnete Weihnachten!

Ihr Vikar Tilman Reger

Meine Zeit als Vikar in Lichtenrade endet mit diesem Jahr. Ich danke Ihnen für die vielen schönen Begegnungen und wünsche Ihnen Gottes Segen. Auf Wiedersehen!