Monatsspruch Juli

Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße der Liebe. Pfleget ein Neues, solange es Zeit ist, den Herrn zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt.

Liebe Gemeinde,
jetzt ist endlich Sommer: Reisesegengottesdienst und ab geht’s in die Ferien! Es ist Urlaubszeit: Kinder müssen nicht zur Schule, Kitas haben zuweilen auch ein paar Wochen geschlossen und so manch einer fährt in ferne Länder, um die schönsten Wochen des Jahres am Meer oder in den Bergen oder einfach in ganz fremder Umgebung zu verbringen, um dann erholt wieder nach Hause zurückzukehren – mit neuen Eindrücken, vielleicht auch mit guten Anregungen für die Gestaltung des Alltags nach den Ferien. Und auch wer nicht verreist, bekommt etwas von der Urlaubszeit zu spüren: die Stadt wird ruhiger. Im Sommer ticken die Uhren eben anders! Und das ist gut so!

Doch der Monatsspruch, der uns dieses Jahr in die Ferien geleitet, klingt wenig erholsam. Da ist von viel Arbeit die Rede – vom Säen und Ernten, ja sogar vom Pflügen. Und ich denke so bei mir: Dafür ist doch jetzt nicht die Zeit. Also für’s Ernten vielleicht schon, aber säen oder gar pflügen – das sollten wir doch besser im Frühjahr tun, meine ich. Und eigentlich möchte ich jetzt auch eher ausruhen, Freizeit genießen, mich erholen und nicht an schwere Landarbeit erinnert werden.

Die Worte des Propheten Hosea aber, die uns als Motto für den Juli mitgegeben werden, klingen eher unnachgiebig – säen, ernten, ja sogar pflügen! Beim Pflügen bleiben meine Gedanken hängen, auch wenn es wahrlich nicht die richtige Jahreszeit zum Pflügen ist. Doch schließlich gibt Hosea hier keine Anleitung für Bauern und Kleingärtner, sondern für unser aller Leben. Und vielleicht ist da der Sommer da gerade die richtige Zeit zum Pflügen – um mal alles umzuwälzen, was mein Leben ausmacht, das unterste wieder hervorzuholen und nach oben zu kehren. Ja, im Sommer sind die Tage lang und so manch einer von Ihnen hat vielleicht gerade jetzt mehr Zeit, einmal zu bedenken, wie sein Leben so läuft und ob es gut so ist oder ob es nicht auch andere, bessere Möglichkeiten gäbe. Schließlich sind wir mitten im Jahr – ja sogar schon ein wenig darüber hinaus: Zeit, Resümee zu ziehen über die guten Vorsätze, die wir vielleicht zu Jahresbeginn gefasst hatten.

Deswegen möchte ich Sie ermutigen, die Zeit des Sommers zu nutzen: Überlegen Sie, wo und wie Sie mehr Gerechtigkeit in Ihr eigenes Leben und damit in unsere Welt bringen können! Und was wir „ernten“ im täglichen Leben – versuchen Sie es in Liebe anzunehmen, was Ihnen geschenkt wird: die vielen schönen Momente des Sommers! Aber auch die beschwerlichen und problematischen Dinge, die selbst an wunderschönen Sommertagen uns das Leben schwer machen wollen – versuchen Sie auch damit in Liebe umzugehen, vielleicht mit ein wenig Leichtigkeit, die der Sommer schenkt!

Nutzen Sie die Zeit des Sommers, um die Dinge des eigenen Lebens zu überdenken, ja unter Umständen auch umzupflügen und mal ganz anders zu machen als bisher. Denn auf diese Weise können wir Gott suchen und ihm begegnen. Und sein Versprechen gilt: Gott will uns Gerechtigkeit geben. Das ist es doch, wonach wir uns so oft sehnen: dass es gerecht zugehe in unserer Welt! Der Prophet Hosea macht hier keine leeren Versprechungen im Namen Gottes. Dessen können wir sicher sein. Aber er sagt auch: Ganz ohne unser Zutun wird die Gerechtigkeit nicht kommen, die wir erwarten. Wir müssen schon mitmachen: Selbst Gerechtigkeit säen, mit Liebe ernten – auch wenn die Ernte nicht immer nach unseren Wünschen ausfällt – und eben auch pflügen – mal alles auf den Kopf stellen, ganz andere Möglichkeiten in den Blick nehmen und neue Wege gehen.

So wünsche ich Ihnen eine glückliche Sommerzeit, voller ungewohnter, aber guter Erfahrungen

Ihre
Pfn. Dagmar Heine