Jahreslosung 2018

Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.

Liebe Gemeinde,
Im Nachdenken über die schönen, mutmachenden und tröstenden Worte der Jahreslosung kam ich auf das Lied: „Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein. Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst. Um Frieden, um Freiheit, um Hoffnung bitten wir. In Sorge, im Schmerz, sei da, sei uns nahe, Gott“ (Eugen Eckert 1992). Und zusammengefasst heißt es weiter: „Um Einsicht, Beherztheit, um Beistand . . . , um Heilung, um Ganzsein, um Zukunft bitten wir! In Ohnmacht, in Furcht, . . . in Krankheit, im Tod: Sei uns nahe, Gott.“ Und deshalb: „Dass du, Gott, das Sehnen, den Durst stillst, bitten wir!“

Dieses Lied nimmt die Lebenssituation der wenigen Christen zur Regierungszeit des Kaisers Domitian (81 - 96 n. Chr.) auf. Die in Kleinasien lebenden Christen sind Schikanen, Ungerechtigkeiten, Hoffnungslosigkeiten, Ängsten, Demütigungen und drohenden Verfolgungen ausgesetzt und dürfen ihren Glauben nicht sichtbar leben.

Ihnen schreibt Johannes die prophetischen Worte der Jahreslosung 2018 von der Insel Patmos in dem mutmachenden Buch der Offenbarung. Und plötzlich verbinden uns diese fast 2000 Jahre alten Worte über Raum und Zeit.

„Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ Und wir sind auch die Durstigen. Durstig nach Lebensfreude, Glück, Recht und Frieden. Durstig nach Anerkennung, Liebe, Selbstverwirklichung und Macht. Durstig nach Trost, Nähe und Gesundheit. Durstig! Und oft durstig einfach nur nach dem Wesentlichen: Das durststillende Wasser nach einem anstrengenden aufopferungsvollen Tag, nach einem sportlichen Wettkampf oder nach einer Operation – auftanken.

Manchmal merke ich gar nicht, dass ich schon eine lange Zeit auf Reserve „fahre“. Das Durstgefühl habe ich zu lange unterdrückt. Erste Ausfallerscheinungen zeigen sich. Mein Gleichgewichtssinn gerät außer Kontrolle. Und dann ist er wieder da: Der unstillbare Durst.

In allem Durst nach erfülltem Leben höre ich Gottes Zusage. Ich will dich beschenken mit der Quelle des lebendigen Wassers.

Quelle lebendigen Wassers – ein schönes Sprachbild. Ich sehe vor mir in den hohen Bergen der Alpen ein Wasserrinnsal. Eine kleine klare Quelle, die sich den Weg durch die Felsen bricht. Im festen, massiven, steinigen Gebirge das weiche, fließende und lebensfördernde Wasser, wie es sich seinen Weg sucht zum Ozean und alles mitreißt, was haltlos ist.

Der Prophet Johannes entdeckt hinter diesem Sprachbild „lebendiges Wasser“ den Messias, den erwarteten Retter der Welt, der sich zeigt in Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Er bricht alles scheinbar versteinerte Leben, was sich hart, unnachgiebig und machtvoll zeigt, auf, wie die vertrocknete Kruste des Bodens nach einer langen Dürre. Er erweckt das Harte zu einer neuen Lebensgrundlange durch das lebendig machende Wasser – sein Wort.

Und von dieser Quelle des lebendigen und damit lebenserweckenden Wassers wird uns gegeben. Es soll uns erquicken. Einfach von Gott geschenkt – ohne Erwartungen an uns. Das Vertrauen zu diesem Gott, der Deinen/Ihren Durst stillt, wünsche ich Dir/Ihnen immer wieder neu im Jahr 2018. Und dann stimme ich gerne mit Ihnen ein in das Lied: „Da wohnt ein Sehnen tief in uns. . .“ .

Ihr Pfr. Markus Sehmsdorf