Monatsspruch Dezember

Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes wird uns besuchen das aufgehende Licht aus der Höhe, damit es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.

Liebe Gemeinde,
die Adventszeit und die Weihnachtstage sind für mich eine Zeit der Musik und der Lieder. In diesen Wochen singe ich viel: Die schönen alten Adventslieder, die fröhlichen Weihnachtslieder, schnulzige Christmas Classics und Pop mit Schlittenglöckchen. Mein persönlicher Höhepunkt in diesem Jahr ist das Konzert, in dem ich im Chor den „Messiah“ von Georg Friedrich Händel mitsinge. Ich liebe Händels Musik, die Chöre und Arien mit wechselnden Stimmungen, wie er die Schafe und Engel mit Tönen malt, aber auch die scharfen Klänge der apokalyptischen Weissagungen. Im „Messiah“ ist nämlich nicht alles friedlich und festlich, da wird auch gedroht und geschlagen und verbrannt.

Der Messias kommt! Und woher weiß man das? Die Propheten des Alten Testaments kündigen ihn an. Händel hat in seinem Oratorium Texte aus den Büchern der Propheten Jesaja, Sacharja, Maleachi und Haggai vertont, die den Messias ankündigen. Diese Verse sind teilweise furchteinflößend, denn mit dem Messias werden Veränderungen erwartet, die die Welt kräftig durchschütteln.

Doch dann kommt alles ganz anders: Ein Kind wird geboren, Engel erscheinen, sie singen und jubeln. Licht kommt ins Dunkel, hell erstrahlt es über Schafen, Hirten und der Heiligen Familie. Stellen Sie sich vor: Ein Kreißsaal mit Blaskapelle und großem Chor. Wären die ersten Schreie des neugeborenen Kindes da überhaupt zu hören? „Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will!“ Wir haben Weihnachtslieder, die Wiegenlieder sind. Das Baby soll doch schlafen können! Haben Maria und Josef für Jesus Schlaflieder gesungen? Darüber erzählt der Evangelist Lukas nichts. Immerhin erzählt er, dass Maria während der Schwangerschaft gesungen hat, ihren Lobgesang, das Magnificat.

Ein anderes Kind bekommt ein Lied kurz nach der Geburt vorgesungen: Johannes, der später der Täufer wurde. Sein Vater Zacharias singt ein Danklied für Gott, denn er ahnt schon, dass aus seinem Kind einmal etwas werden wird: „Du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten heißen, denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest.“

Zacharias ahnt, dass etwas geschieht, das die Welt verändert. Er ahnt, dass der Messias nun kommt, denn er kennt die Weissagungen der Propheten und das Versprechen Gottes. Doch was da kommt, sind nicht Drohung, Schläge und Feuer, sondern Licht und Frieden!

„Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes wird uns besuchen das aufgehende Licht aus der Höhe, damit es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.“ So endet das Lied von Zacharias, und darauf läuft die Sache hinaus: Gott erbarmt sich von Herzen und schickt sein Licht, den Trost für alle, die im Finstern sitzen, und für die, die im Schatten des Todes leben – für alle Menschen! Das Licht, das von Gott her kommt, wirft seine Strahlen voraus, es scheint heller als der Tod. Der Messias bringt das ewige Leben. Auch Händels „Messiah“ bleibt nicht bei Weihnachten stehen, das berühmte „Halleluja“ ist der Jubel über die Erlösung, die durch Jesus Christus in die Welt kommt.

Das Licht besucht uns aus der Höhe, es erstrahlt in der Finsternis. Wie ein Leuchtturm weist es uns den Weg zur Quelle dieses Lichtes, zu Gott. Der Weg ist nicht irgendein Pfad, den wir schnell zurücklegen, sondern der Weg selbst ist ein Geschenk als Weg des Friedens. Als die Hirten auf dem Feld von den Engeln überrascht werden, gehen sie auf genau diesem Weg los: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden den Menschen.“ Das ist mein Lieblingslied in der Adventszeit. Friede sei mit euch!

Ihr Vikar Tilman Reger