Monatsspruch April

Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.

Liebe Gemeinde,

April, April..., so hat es sich wohl manch einer anhören müssen, nachdem andere am 1. April einen Scherz mit ihm gemacht hatten. In den April schicken, so heißt der verbreitete Brauch, dessen Ursprung so wenig zu erklären ist.

April, April war auch einer der ersten Gedanken, die ich hatte, als ich mich ans Nachdenken für die folgenden Zeilen gesetzt habe.

Denn schon die ursprünglichen Adressaten des Briefes in Kleinasien, der dem Petrus zugeordnet wird, fühlten sich kräftig verschaukelt. Von ihren alten Göttern hatten sie sich abgekehrt, ihre alten Bräuche, ihren alten Lebensstil sein gelassen. Sie hatten gehofft, dass sich dadurch die Wiederkunft Christi, das sichtbare und vor allem spürbare Gottesreich unter ihnen bald zeigen würde. Statt dessen schlug ihnen Misstrauen der Mitbürger entgegen, offensichtlich gab es Übergriffe und Verleumdungen öffentlicher Stellen bei Gericht. Das, was Minderheiten allerorten immer wieder geschieht, geschah auch ihnen.

April, April, so mögen auch viele der Geflohenen mittlerweile fühlen oder denken, die sich aus blanker Not und Angst um das Leben auf den langen lebensbedrohlichen Weg der Flucht gemacht haben. Die darauf vertrauten, dass Europa eine Werte- und Solidargemeinschaft der Wohlhabenderen ist. Eine humane Gesellschaft die sich gegen Gewalt, Krieg und Verfolgung einsetzt und diejenigen aufnimmt, die vor solchen Lebensumständen fliehen müssen.

In diesen Tagen senken sich in ganz Europa Schlagbäume, weil die große Aufgabe der Aufnahme, Verteilung und später möglicherweise der Integration der Geflohenen zu groß erscheint und Angst erzeugt. Eine Angst, die die für ihre perfiden Zwecke benutzen, deren böses Spiel schon immer auf laut artikuliertes Misstrauen, verdeckte oder offene Übergriffe und Verleumdungen alles Fremden gründete.

Da gilt es, genau hinzuschauen, was uns als Christenmenschen im Monat nach Ostern mit dem Monatsspruch aus dem 1. Petrusbrief vorgelegt wird: Der ist nämlich alles andere als ein Aprilscherz, den man ganz schnell wieder vergessen kann.

Auserwählt hat Gott auch uns - seit der Taufe kennt Gott eine/n jede/n unter uns. Damit steht Gott für sich und für uns ein. Damit setzt er aber auch die Aufgabe, in seinem Namen zu leben. Es geht um das Priestertum aller Getauften - wie es der Petrusbrief formuliert. Auf den ersten Blick etwas, was befremdet. Denn wer will von sich schon sagen, dass er /sie Priester/in ist. Petrus meint damit aber nicht eine über die Taufe hinausgehende besondere Weihe oder Bezeichnung, sondern eine besondere Aufgabe, die sich aus der in der Taufe gegründeten Beziehung zu Gott ergibt. Da ist zum einen das öffentliche Bekenntnis in Worten und Taten, das möglicherweise ausschlaggebend war für Pfarrerstochter Angela Merkels politischer Grundhaltung in der Flüchtlingsfrage. Die Aufgabe, den Glauben an den einen Gott, der sich der Not unseres Menschseins so unbedingt in Jesus Christus hingegeben hat, zu teilen. Denn alles, was wir von ihm bekommen haben, haben wir nicht allein für uns selbst bekommen. Sondern dafür, dass wir es teilen, dass wir es nutzen, um andere zu stützen, die es brauchen. Dass es uns aber auch selber stärkt, damit wir wissen, was die Grundlage unseres Glauben und Lebens ist.

Dazu gehört dann eben auch, sowohl den Fremden aufzunehmen, als auch den eigenen Glauben und die eigenen Werte, die daraus erwachsen, nicht unter den Scheffel zu stellen. Sondern dafür einzutreten, dass in unserer christlich geprägten Welt weder religiöser Fanatismus gleich, welcher Religion, noch rassistischer Nationalismus einen Platz haben.

Damit es nicht am Ende der Demokratie heißt:

April, April!

Pfr. Roland Wieloch