Monatsspruch Februar

Wenn ihr beten wollt und ihr habt einem anderen etwas vorzuwerfen, dann vergebt ihm, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Verfehlungen vergibt.

Liebe Leserin, lieber Leser, am Aschermittwoch - dieses Jahr ist das der 10. Februar - beginnt die Passionszeit und damit auch die Fastenzeit. Machen Sie mit?

Ich erlebe, dass der Brauch des Fastens in der Passionszeit viele Menschen anspricht – auch diejenigen, die der Kirche ferner stehen. Sie verbinden nicht unbedingt religiöse Motive damit. Manche nutzen diese Zeit zum Heilfasten, verzichten auf bestimmte Nahrung. Andere meiden Genussmittel wie Alkohol, Süßigkeiten oder Zigaretten und machen sich auf diese Weise bewusst, wie selbstverständlich und häufig wir diese konsumieren. Ich habe interessante Gespräche geführt, wenn ich bei einem Abendessen anderen erklärt habe, warum ich in der Passionszeit keinen Alkohol trinke. Es war ein guter Einstieg in ein Gespräch über den Glauben und seine Ausgestaltung.

Als Protestanten gibt es für uns keine Vorschriften, auf was wir in der Passionszeit verzichten sollen – die Entscheidung darüber liegt bei uns. Beim Fasten geht es nicht um das Einhalten von Regeln, sondern darum, eine Zeit der Besinnung, Einkehr und Umkehr zu gestalten. Beim Fasten, beim Verzicht verlassen wir gewohnte Pfade und spüren dem nach, wie es anders gehen kann.

Dabei setzt die Aktion „sieben Wochen ohne“ eigene Schwerpunkte. In diesem Jahr steht sie unter dem Motto: „Großes Herz – sieben Wochen ohne Enge“. Fasten muss nicht der Verzicht auf Essen oder Trinken sein, Fasten kann auch die Gestaltung unserer Beziehungen sein.

Das diesjährige Motto passt zum Monatsspruch für Februar: „Wenn ihr beten wollt und ihr habt einem anderen etwas vorzuwerfen, dann vergebt ihm, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Verfehlungen vergibt“. Jesus fordert uns auf: „Habt ein weites Herz gegenüber anderen Menschen. Ja, es mag sein, dass der andere dich verletzt hat. Es mag sein, dass er dich entta?uscht hat. Es mag sein, dass deshalb viel zwischen euch steht. Es mag sein, dass du dem anderen all das gerne heimzahlen möchtest. Aber mach wegen dem, was vorgefallen ist, dein Herz nicht eng. Behafte den anderen nicht nur bei seinen Fehlern. Schenke ihm Raum in deinem Herzen. Sieh nicht nur auf dich, nimm den anderen in den Blick. Und mach einen Schritt auf ihn zu, vergib ihm das, was zwischen euch steht.“

Jesus macht deutlich: unser Verhältnis zu Gott können wir nicht abkoppeln von unserem Ver- hältnis zu unseren Mitmenschen. Christlicher Glaube gewinnt Gestalt nicht allein darin, wie wir unser Verhältnis zu Gott leben. Christlicher Glaube gewinnt genauso auch Gestalt in unseren Beziehungen zu anderen Menschen. Wer sich von Gott Vergebung erwünscht und erbittet, soll auch darauf schauen, ob er selbst zur Vergebung bereit ist.

Gott hat ein weites Herz, er behaftet uns Menschen nicht bei unseren Fehlern, die wir immer wieder machen. Er legt uns darauf nicht fest, sondern schenkt uns einen Neuanfang mit sich. Wenn wir Gott um einen solchen neuen Anfang bitten, dann sollen wir aber auch in unser eigenes Umfeld schauen und unser Herz nicht eng machen, sondern wie Gott der Vergebung Raum geben.

Wer in der Passionszeit fastet, tut dies nicht nur um seinetwillen, um sich gut zu fühlen. Wer in der Passionszeit fastet, tut dies nicht, um vor Gott gut da zu stehen. Wer in der Passionszeit fastet, hat die Chance, auch seine Mitmenschen in den Blick zu nehmen. Dabei kann es zunächst ungewohnt sein, dem anderen keine Vorhaltungen zu machen, sondern stattdessen die Hand zu reichen, begonnen bei den kleinen Auseinandersetzungen im Alltag. Es wird auch nicht immer sofort gelingen. Und doch kann deutlich werden, welche Chancen im großen Herzen und sieben Wochen ohne Enge liegen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gewinnbringende Erfahrungen in der vor uns liegenden Passionszeit.

Ihre Pfn. Juliane Göwecke