Monatsspruch Dezember

Jauchzet, ihr Himmel; freue dich, Erde! Lobet, ihr Berge, mit Jauchzen! Denn der Herr hat sein Volk getröstet und erbarmt sich seiner Elenden.

Jauchzet! Das Fest der Feste steht vor der Tür.
Oder steht es Ihnen bevor? Alle Jahre wieder wird ausder angeblich doch besinnlichen Weihnachtszeit einTrubel und eine Geschäftigkeit gemacht, bei derBesinnlichkeit nur zwischendrin aufzublitzen vermag. DieWeihnachtsstimmung kommt bei Vielen so richtig erst am24. auf, abends, wenn endlich alles erledigt ist und dieKerzen brennen. Wenn die Geschenke besorgt, verpackt undunter den Baum gelegt sind. Dazu muss ein Baum vorhererstmal begutachtet, für gut gewachsen befunden und aufden Standfuß gebracht werden. Natürlich ist er auf denersten Blick -zuhause ausgepackt- nicht so schön wie dervom letzten Jahr, aber sobald er geschmückt ist, siehter schon ganz anders aus. Mit seinem einzigartigenCharme ist er zum Symbol geworden, dass Weihnachten indie gute Stube einzieht. Ganz wichtig: Das Essen für denHeiligen Abend will rechtzeitig geplant, besorgt,bereitet sein. Der Kühlschrank und alle Vorräte für dieFeiertage müssen aufgefüllt werden - mit Rücksicht aufdie einzelnen Geschmäcker und Genüsse. Eine Menge Dingegehören dazu, bis alles fertig ist. Und wenn es soweitist - dann heißt es durchatmen, jauchzen, zumgemütlichen Teil übergehen. Dann hat es sich alleswieder gelohnt, dann kann Weihnacht werden.

Freuet! Siehe, ich verkündige euch eine große Freude!
Da stimmen die Kinder dem Engel zu. Und die Erwachsenenauch, denn was manche von ihnen "Weihnachts-Stress"nennen, ist doch eigentlich ihre freiwillige undselbstgemachte Vorstellung davon, was zu tun ist und wiewas zu sein hat, damit es für sie Weihnachten wird.Vielleicht ist es auch nur ein anderes Wort fürVorfreude, denn sonst würden sie sich wohl solchen"Stress" im Vorfeld gar nicht aufhalsen. Letzten Endes,da sind sich alle einig, sollen sich alle freuen. DieTochter, wenn der Weihnachtsmann das richtigePony-Pferdchen gebracht hat; der Papa, wenn er mitLesebrille auf der Nasenspitze über derGebrauchsanweisung für die neueSpiegelreflex-Digital-Kamera brütet; die Oma, wenn sieden im Internet selbstgestalteten Kalender mit denBildern der Enkel durchblättert, eines für jeden Monatim neuen Jahr.
Das klingt schön und zugleich schön kitschig. Denneinerseits entstehen solche Klischees aus derWirklichkeit heraus. Sie gewinnen ein Eigenleben undwerden tatsächlich zu einem angestrebten Ideal, was dannwiederum diesen "Weihnachts-Stress" auslöst, wenn manversucht, dem Ideal gerecht zu werden. Andererseitssieht die Realität oftmals völlig anders aus. Die heileWelt gibt es vielerorts so wenig wie die heile Familie.Bei Alleinerziehenden, Trauernden, am Rande desExistenzminimums Lebenden lösen die Bilder davon, wie inder Vorstellung der Werbeindustrie ein heimeligesWeihnachtsfest auszusehen hat, nur Leere undAppetitlosigkeit aus. Auch im Jahr 2015 wird eszahlreiche Menschen geben, denen mag derWeihnachtsbraten nicht so recht schmecken - oder siehaben überhaupt gar keinen. Mögen gerade sie die Freude(wieder)entdecken, die das wahre Weihnachten ausmacht,die mit der Geburt des einen Kindes in unsere Welt undunser Leben gekommen ist.

Lobet! Driving home for christmas ...
Zu Weihnachten ist die Familie zusammen, wenn es sichdenn einrichten lässt. Für alle, die eine Flucht nachDeutschland geführt hat, ist das leider nicht möglich.Doch wie viele Menschen haben sich ihrer hierangenommen! Die Weihnachtsgeschenke für die Kinder sinddann selbst Geschenke - Spenden von Mitmenschen, von denneuen Nachbarn. Das erste Weihnachten im neuen, fremdenLand soll gefeiert werden. Menschen haben allesaufgegeben, unterwegs den Rest verloren und dennochheute reichlich Grund zum Danken! Erst die Rettung, danndie Aufnahme und endlich in Sicherheit. Gelobt seien alldiejenigen, die Menschen in ihrem Elend helfen! Sei eshier bei uns oder dort draußen in der Welt, wo Hilfebenötigt wird.

Seid getrost! Gelobt sei Gott, der sich unser erbarmthat, weil wir Hilfe brauchen.
In all unserem Wohlstand bleiben wir doch Elende, wieJesaja uns im Monatsspruch beschreibt, würden wir nichtreich gemacht mit unbezahlbarem Geschenk. Das gibt esnicht im Kaufhaus und schon gar nicht von der Stange.Das bekommen wir geschenkt und müssen dazu nichtsverdienen. Das ist ökologisch, fair und absolutganzheitlich und die reinste Freude für jeden Menschen,die Kleinen wie die Großen.

Jauchzet, ihr Himmel! Denn der Herr hat sein Volkgetröstet. Denn uns ist heute der Heiland geboren, derda ist Jesus, der Christus, Gottes Sohn und unserBruder.
Frohe Weihnachten!

Vikar Arne Warthöfer