Monatsspruch September

Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.Liebe Leserin, lieber Leser, möchten Sie in den Himmel kommen? Wenn wir älter werden, stellen wir uns diese Frage vielleicht schon. Aber fragen Sie das mal jemanden auf der Straße: „ Wollen Sie in den Himmel kommen? “ o- der besser noch: „ Was tun Sie, um einmal ins Him- melreich zu kommen? “ Wahrscheinlich würden wir fast nur verständnislose Blicke ernten oder Antwor- ten wie etwa: „ Darüber denke ich später mal nach, wenn die Zeit ‘ ran ist. Ich lebe jetzt und hier – auf der Erde. Darum geht es mir, das beste daraus zu machen. Der Himmel ist doch weit, weit weg! “ Ja, die Frage nach dem Himmelreich klingt schon recht weit, weg vom realen Leben heutzutage. Vielleicht würde man uns sogar auslachen oder einfach für weltfremd halten. Die drängende Frage, die Martin Luther vor 500 Jahren umtrieb, „ Wie be- komme ich einen gnädigen Gott? “, ist längst nicht mehr ein Anliegen, das Menschen heutzutage im Alltag beschäftigt. Da geht es eher darum, wie ich meinen Beruf und mein Privatleben meistere. Wie ich es schaffe, gut genug dazustehen, damit ich nicht bei nächster Gelegenheit meinen Job verliere. Oder wie ich es am besten schaffe, in der Schule mit guten Leistungen zu glänzen. Die Frage der Freunde Jesu ein paar Verse zuvor ist dann aber schon unsere: „ Wer ist der Größte? “ Wir fragen allerdings weniger danach, wer der Größte im Himmelreich ist, wie die Jünger es taten. Bei uns geht es eher darum, wer sich hier in unse- rer Welt am besten behaupten kann. Wer ist hier der Größte? Wer kann hier mitreden oder am bes- ten sogar den Ton angeben? Wer ist der Größte, der Schnellste, der Klügste – kurzum der Beste? Darum geht es doch sehr oft in unserem Leben. Gerade jetzt, nach einem hoffentlich erholsamem Urlaub und nach ruhigen oder auch erlebnisreichen Ferientagen – frische Kraft aufgetankt – und dann können wir wieder so richtig loslegen – im Beruf, in der Schule, womöglich sogar im Freundeskreis oder in der Familie. Der Wettkampf beginnt für vie- le gerade jetzt nach dem Sommer wieder von Neu- em . Wir müssen uns beweisen und vor allem müs- sen wir den anderen möglichst beweisen, dass wir größer, stärker und schneller, ja einfach besser sind. Müssen wir wirklich? Ja, vielleicht bleibt es uns in Beruf und Schule nicht erspart, an diesem Wett- kampf immer wieder teilzunehmen. Im Freundes- kreis und in der Familie hingegen scheint es mir schon sehr fragwürdig, ob wir uns in Rangstreitigkeiten und Kräfte- messen verlieren müssen. Hier sollten Vertrauen und Liebe doch mehr zählen als Kraft und Leis- tung. Und bei Gott? Bei Gott sind die uns bekannten Maßstäbe der Stärke und Größe sozusagen auf den Kopf gestellt. Jesus sagt den Menschen da- mals immer wieder, dass Gott wie ein guter Vater sein will und sie sich wie liebgewonnene Kinder fühlen dürfen – ohne Leistungsdruck. Und hier kehrt er die gewohnten Verhältnisse um: Jesus sagt seinen Jüngern damals und auch uns heute, dass wir uns bei Gott nichts erkaufen oder erarbei- ten können. Keine eigene Leistung wird uns Gott näher bringen, sondern nur das Vertrauen, wie Kin- der es haben. Ein Vertrauen, dass Gott es gut mit uns meint, wie Eltern mit ihren Kindern. Das stellt unser so oft im Alltag gefordertes Leistungs - und Wettbewerbsdenken auf den Kopf und fordert Inne- halten und Umkehr in unserem Denken und auch in unserem Handeln. So wünsche ich Ihnen allen, dass Sie mit neuer Kraft nach Urlaub und Ferien einen guten kraftvol- len Start in den Alltag haben, sich aber auch immer wieder Ruhepausen gönnen und die Besinnung darauf, dass bei Gott die Maßstäbe andere sind, als in unserem oft leistungsbetonten Alltag. Hier dürfen wir noch einmal Kind sein – voll Vertrauen, dass er es gut mit uns meint. In diesem Sinne wün- sche ich Ihnen für diesen September auch mitten im Alltag Zeit für manche Reise in die Kindheit, um kindliches Vertrauen wieder zu entdecken und zu bewahren. Ihre Pfn. Dagmar Heine