Monatsspruch April

Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!

Liebe Gemeinde!
Liebe Gemeinde, am Ende des Leidens, am Ende der Passionszeit ein Satz des Bekennens:
„Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“ Nur fünf Worte, aber was für welche! In ihnen klingt Erstaunen über sich selbst: Warum haben wir das nicht schon viel früher gemerkt. Denn wir hätten es doch merken können. Wir haben doch mit eigenen Augen gesehen, welche Wunder er getan hat. Wir haben doch gehört, was er von sich selbst gesagt hat. Ja, wir hätten es wissen können.

„Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“

In diesen Worten klingt das Erschrecken über gerade Erlebtes. Nach dem Todesschrei Jesu zerreißt der Vorhang im Tempel, die Erde bebt, dass sich sogar die Gräber wieder auftun. Diese direkte Verbindung der letzten Worte Jesu mit diesen dramatischen Zeichen lassen die, die das alles mit erleben, erzittern.

„Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“

In diesen Worten klingt fast grenzenlose Enttäuschung bei denen, die als Zeitzeugen direkt dabei sind. Denn nun, so müssen sie fürchten, ist es schon wieder vorbei – denn nun ist er ja tot, den sie jetzt als den Sohn Gottes bekennen. Chance vertan - alles ist aus. Vorher hatten sie sich noch über ihn lustig gemacht. Sie hatten ihn gequält, ihn wie einen Schwerverbrecher ans Kreuz geschlagen. Für seine Jünger war das alles zu viel, keiner ist da, als er stirbt. Selbst einer wie Petrus hatte ihn da allein gelassen. Die Frauen aus seiner Nähe waren die einzigen, die ihn nicht aus den Augen ließen. Aber auch sie sind in Deckung gegangen. Und er, Jesus, hatte verzweifelt geklungen beim Ruf nach seinem Vater. Die aber, die dabei waren, haben die Zeichen Gottes angesichts des Todes Jesu erkannt; sie haben sich in mehrfacher Hinsicht wachrütteln lassen.

„Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“

Was nun kommt, meinen alle ganz genau zu wissen; nun geht es ins Grab. Dazu braucht es einen wie Joseph aus Arimathäa, von dem es heißt, er sei schon vor der Kreuzigung ein heimlicher Jünger Jesu gewesen. Er ist der erste, der aus der Deckung heraus kommt. Er hatte vorgesorgt – eigentlich für sich selbst, hatte er ein neues Grab in den Fels hauen lassen. Nun legt er hier den Leichnam Jesu herein. Ohne Ostern wäre hier die Geschichte Jesu zu Ende. Wenn wir sie überhaupt überliefert bekommen hätten. Gott sei Dank – es ist alles ganz anders gekommen als erwartet. Noch einmal sendet Gott mit einem Erdbeben ein Zeichen, welches das Grab öffnet, als die Frauen hingehen. Trotz Bewachung des Grabes ist es leer – der Engel des Herrn überbringt die frohe Botschaft des Osterevangeliums. Fürchtet euch nicht – ihr sucht Jesus – hier ist er nicht. Doch selbst mit der Erfahrung von Ostern im Rücken, ringen wir mit der Geschichte des Leidens. Bis heute und vielleicht heute wieder mehr denn je, tun wir uns schwer mit dem Gedanken, dass Ostern ohne das Leiden Jesu nicht zu haben war, bis heute nicht zu haben ist. Wir ringen mit der tagtäglichen Erfahrung, dass trotz Ostern das Leid, das Menschen erdulden müssen, nicht aufhört. Es macht uns fassungslos, wenn wir in den Nachrichten von Menschen weltweit hören, die sich an die Stelle Gottes setzen, um über den Glauben und das Leben anderer Menschen bis hin zum Tode zu richten. Und es tut in der Seele weh, zu wissen, dass es Regionen in der Welt gibt, in denen das Bekenntnis des römischen Hauptmannes als Todesurteil gilt. Das freilich verwundert wiederum nicht: Denn der, dessen Auferstehung wir am Osterfest feiern, der, den der Hauptmann als Gottes Sohn schon vor der Auferstehung erkennt, der bricht das eherne Gesetz des Hasses und der Gewalt. Es erschüttert die Grundfesten all derer, die sich in der Logik von Strafe und Vergeltung eingerichtet haben, weil sie sich auf der richtigen Seite wähnen. Ostern ist für alle die gefährlich, die meinen den Zorn Gottes in die eigenen Hände nehmen zu müssen, weil sie erkennen müssen, dass Jesus selbst allen Zorn wegträgt. Und das verändert alles. Auch für uns, wenn wir bekennen können:

„Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“

Der begleitet uns auch in diesem Jahr, wenn wir das Fest all unserer Hoffnung feiern.

Allen ein frohes und gesegnetes Osterfest.

Pfr. Roland Wieloch