Grabstelle Bornhagen

Während über die Geschichte des ehemaligen "Schlosses Bornhagen" -vom Lehnschulzenhof zur Irrenanstalt-, das auf dem Grundstück Alt-Lichtenrade 100 (früher: Dorfstraße 6) - genau gegenüber der früheren Feuerwache Alt-Lichtenrade - stand, mehrfach in der Literatur berichtet wurde, finden sich nur wenige (verstreute) Hinweise auf die Grabstelle der Familie Bornhagen auf dem Kirchhof. Kein Grabstein oder Epitaph erinnert mehr an sie. Es finden sich jedoch noch Überreste des Grabgewölbes.

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Das heute älteste Grab vom Jahre 1866 ist auch in seiner Lage eines der schönsten, rechts neben der Sakristei die hohe dunkle Eibe über einem von Wurzeln und Erde fest verdeckten Gewölbe. Hier ruht der 1791 geborene W.G. Bornhagen, der letzte Lehnschulzenhof-Besitzer. (Hermann Wundrich:  Vom Bauerndorf zur Gartenstadt. Lichtenrade im Laufe der Jahrzehnte. - Berlin 1964)

Unter dem Baum (Eibe) befindet sich das (frühere) Gewölbe. Links die Sakristei. Rechts zwei Grabsteine der Familie Lehne (Nr. 25 und 26)

Das Grabgewölbe von Bornhagen gab auch Anlass zu einer Beschwerde:

An dem Verhalten Bornhagens entzündete sich das schlechte Verhältnis [zwischen Bauern und Lehngutsbesitzer -d.Verfasser] zur offenen Feindschaft. Anlass ist das Grabgewölbe auf dem Kirchhof. Eigenmächtig lässt Bornhagen für das Grab des Vaters, der kein Dorfbewohner ist, an der Südseite der Kirche eine Grabgruft bauen und mit einem eisernen Gitter umgeben. Dieses dünkelhafte Verhalten bringt die Bauern in Harnisch. Im Jahre 1867 richten sie eine Beschwerde an die Königliche Regierung, Abt. Schul- und Kirchenwesen, unterzeichnet vom Kirchenrat Rademeier, Grunow, Kraatz und Paetsch, mit der Begründung, dass das eiserne Gitter beim Kirchgang störend sei, sie müssten immer um das Gitter herum gehen. Auch bevorrechte sich Bornhagen mit dem Bau eines Grabgewölbes, obwohl er auch nur ein bäuerlicher Wirt sei. Die Chronik berichtet dann als Ergebnis, dass die Beschwerde, ohne begründet zu werden, abgelehnt worden sei. (Dr. Willy Grunow, Kleine Chronik der Familie Grunow in Lichtenrade, 1974, S. 23)

Vermutlich rund 70 Jahre später wurde dieses Gitter entfernt, denn zur Vorbereitung des Krieges suchten auf Anordnung des "Reichsverteidigungs-Kommissars" die Behörden nach verwertbaren Metallen. Man verfiel dabei auch auf die gusseisernen Grabkreuze [und Gittereinfassungen -d. Verfasser] der Friedhöfe. Der Gemeinde Lichtenrade wurde am 15.11.1938 von der NSDAP-Ortsgruppe Lichtenrade mitgeteilt, auf welchen Gräbern die eisernen Grabkreuze abmontiert werden sollen. So sollte auch das Gitter auf dem Erbgrab der Familie Bornhagen demontiert werden. Die Gemeinde wandte sich daraufhin mit Schreiben vom 06.12.1938 um Hilfe an den Provinzialkonservator. Über den Ausgang des Verfahrens ist nichts bekannt.

In dem Schreiben der NSDAP-Ortsgruppe vom 15.11.1938 werden die Gräber von Ferdinand Busse, Wilhelm Koppe, Bornhagen, Marie Schmidt und Elisabeth Gebert aufgeführt. Der Gemeindekirchenrat wandte sich mit Schreiben vom 06.12.1938 an die NSDAP-Ortsgruppe Lichtenrade und teilte mit, dass vor der Entfernung von eisernen Gittern auf den Kirchhöfen das Gutachten des Provinzialkonservators der Reichshauptstadt Berlin einzuholen sei, was veranlasst wurde (Schreiben an den Provinzialkonservator Magistratsoberbaurat Peschke vom 06.12.). Dieser teilte nach der am 08.12.1938 durchgeführten Besichtigung am gleichen Tage dem Gemeindekirchenrat mit (Anlage 8), dass die eisernen Kreuze von Luise Löffler und Gottlieb Löffler, August Busse sowie die drei Kreuze der Familie Grunow an der Ostseite der Kirche und von Karl Koppe und Frau Dorothee Sophie erhalten werden müssen. Erhaltenwert sei auch das Gitter um das Erbbegräbnis Bornhagen mit den zwei selten schönen Türen.. Der Provinzialkonservator wies jedoch darauf hin, dass sowohl die Grabkreuze wie auch das Bornhagensche Gitter in überaus schlechter Verfassung seien und dringend der Entrostung des Anstriches und der Neuvergoldung bedürfen. Der Kostenvoranschlag für einen neuen Sockel am Bornhagenschen Grab wurde am 25.03.1939 angefordert (Anlage 9).

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Heute sind an dem kleinen Hügel an der Eibe noch gemauerte Ziegelsteinreste erkennbar, die von eisernen Bändern gehalten werden.
In dem Grabgewölbe sollen zwei Särge gestanden haben, die man nach dem 2. Weltkrieg (noch) sehen konnte. Schäden an dem Grabgewölbe und den Särgen sollen durch Soldaten der "Roten Armee" im Frühsommer 1945 verursacht worden seien.

Im Zuge der Bestandsaufnahme konnte im November 2003 noch ein interessanter "Bodenfund" im Zusammenhang mit der Grabstätte gemacht werden.

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Es fand sich eine gusseiserne Schrifttafel. Der Fundort ist auf der Übersichtsskizze mit einen "X" gekennzeichnet und liegt östlich des Steins Nr. 18 und nördlich der gusseisernen Grabkreuze Nr. 19 und 20.

Die Schrifttafel ist 530 mm breit, 360 mm (ohne Engel) bzw. 475 mm hoch und max. 20 mm stark. Es handelt sich um eine im Rechteck gestaltete gusseiserne Platte mit erhabener Schrift. Die vier Ecken sind dem Vierpass angelehnt mit drei Bögen aus der Grundfläche herausgezogen. Bekrönt wird die Tafel durch ein kleines Kreuz, welches von zwei Kinderengeln gestützt wird. Die Schrifttafel war vollständig von Konglomeraten verschiedener Korrosionsprodukte bedeckt. Der rechte Querbalken des Kreuzes ist nicht mehr vorhanden. Die Schrift war nur teilweise lesbar. Die durchgeführte Farbschichtuntersuchung ergab eine Fassung der Tafel in einem dunklen Blaugrün. Eine Grundierung konnte aufgrund der starken Korrosion nicht nachgewiesen werden. Auf der Engelsbekrönung, der Schrift und den Sternen in den vier Ecken waren Spuren einer vermutlich ehemals aufgetragenen Vergoldung nachweisbar.
(Gutachten Farbschichtuntersuchung Schrifttafel Dorfkirche Lichtenrade, Restaurierungswerkstatt Bernd M. Helmich, 12489 Berlin, Bearbeiter Dipl.-Rest. FH Christian Bode, März 2004)

Die Schrifttafel weist folgenden Text auf:

  • Vorderseite:
    Hier ruht in Gott
    Anna Charlotte
    Bornhagen geb. Bettaque
    geb. den 14. Juni 1793
    gest. den 1. März 1880
    Dem Auge fern, dem Herzen ewig nah
  • Rückseite:
    Lademann Söhne Wallstr. 85

Es handelt sich um die Ehefrau (Witwe) von Wilhelm Gottlieb Bornhagen († 1866).

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Ausschnitt aus dem Kirchenbuch von Lichtenrade