100 Jahre Kirchturm an der Dorfkirche

Schon von Weitem ist er zu sehen, früher sogar von ganz weit weg, da standen die Hochhäuser in Lichtenrade noch nicht: Der Turm unserer Dorfkirche. Wer nahe herangeht entdeckt, dass der Turm aus massiven Feldsteinen gemauert ist. Wer noch näher herangeht erkennt, dass diese Feldsteine viel gleichmäßiger und glatter bearbeitet sind als das restliche Gemäuer der Dorfkirche. Das lässt nur einen Schluss zu: dieser Turm muss jünger sein als der Rest der Kirche. So ist es auch. Im Frühjahr des Jahres 2003 ist unser Dorfkirchenturm genau 100 Jahre alt. Die Kirche selbst ist viel älter, ihre Grundsteinlegung liegt in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Wir möchten hier gerne noch einmal veröffentlichen, was bereits am 9. Juni 1902 im Teltower Kreisblatt veröffentlicht wurde:

Turm mit Spitzdach

Lichtenrade, 9. Juni
Sonnabend Abend wurde hierselbst in die Fundamente unseres künftigen Kirchthurms folgende Urkunde feierlich niedergelegt: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Amen!

Der alte, etwa ums Jahr 1300 aus Feldsteinen hier erbaute Thurm, auf dessen wuchtige Fundamente wir beim Umbau gestoßen sind, musste wegen drohender Einsturzgefahr im Jahre 1810 abgetragen werden. - Nachdem die Reste lange Jahre in Trümmern dagestanden hatten, entschloss sich die Kirchengemeinde, der die Mittel zu einem Wiederaufbau fehlten, im Jahre 1847 dieselben völlig abzureißen.

Der Glockenstuhl wurde dabei im Kirchengiebel angebracht und letzterer erhielt auf seiner Westseite einen dachreiterartigen wenig schönen Aufsatz. Also stand die Kirche bis zum heutigen Tag da - einer Ruine nicht unähnlich. - Gottes Güte hat uns in den Stand gesetzt aus den Mitteln unserer Kirchkasse den Thurm jetzt wieder aufzubauen.

Nachdem dem Anschlag und der Zeichnung des Bauraths Schwarzkopf in Berlin, unter dessen Leitung der Maurermeister Muthe aus Mahlow die Mauerarbeiten ausführt, soll der Thurmbau mit Einschluß der Sakristei 21 000 M. kosten. - Wir beginnen ihn im Aufblick zum allmächtigen Gott heute, am 7. Juni des Jahres 1902 nach Christi Geburt unter der Regierung des Deutschen Kaisers Wilhelm II., unseres geliebten Königs von Preußen....'

Die Urkunde, geschrieben auf echtem Pergament mit chinesischem Tuche, geborgen in einer oben zugeglasten und versiegelten Flasche, wurde 2 ½ Meter unter dem künftigen Thurmeingang in die Feldsteinfundamente gebettet, oben über wurde zugleich ein schwerer Steinblock gewälzt. - Die Vertreter der Kirchengemeinde traten sodann heran und weihten den Grundstein, ein jeder mit feierlichem Segenswunsch und dreifachem Hammerschlag.

Gott schütze den Thurm In Wetter und Sturm!