Ansprache Pfarrer Dr. Dittmann
Gehet zu seinen Toren ein mit Danken,
zu seinen Vorhöfen mit Loben;
danket ihm, lobet seinen Namen.
Liebe Gemeinde!
Der Kirchbau ist begonnen. Wozu brauchen wir
eigentlich eine Kirche? Zur Verschönerung unseres
Stadtbildes? Als Symbol unserer Frömmigkeit? Ist sie
nicht, werden manche bedenklich sagen, ein
überflüssiger Luxus in einer Zeit, da Tausende und
Abertausende keine rechte Wohnung haben? - "Gehet zu
seinen Toren ein mit Danken!" ruft uns das Psalmwort
zu .Um Gott danken zu können, soll diese Kirche
wieder gebaut werden, denn um Gott danken zu können,
muss man ihn und sein Regiment über unserem Leben
kennen, gerade auch in dieser Zeit der Schmerzen,
Sorgen und Ängste. Gott will hier in diesem Haus mit
uns reden, darum brauchen wir unsere Kirche; darum
gehen wir heute in diesen begonnenen Wiederaufbau
hinein als Gemeinde. Das ist die große Gabe, für die
wir heute danken wollen, dass Gott mit uns Menschen
redet, dass er sich nicht unbezeugt lässt, dass er
nicht schweigt, wie wir über unserem Erleben oftmals
meinen erkennen zu müssen.
Hört! Der Herr ruft! Er ruft uns durch Jesus Christus, indem er nicht der Ferne, Unkennbare bleibt, das unberechenbare Schicksal über unserem Lebensweg, sondern unser Bruder wird und damit uns rettet. Sein Wort wird in aller Dunkelheit unseres Lebens das Licht auf unserem Wege. Und damit dieses Licht leuchte, weit hinein leuchte, vielen voran leuchte, soll diese Kirche wieder gebaut werden. Damit dieses Wort gehört wird, von vielen gehört wird in unserer Gemeinde. Dieser angefangene Wiederaufbau unserer Dorfkirche soll uns sagen, dass Gott mit uns Lichtenradern wieder anfangen will nach all dem Versagen, nach all unserer Schuld und Not. Dieser Bau will uns sagen, dass Gott eine ganz neue Möglichkeit für uns schafft, das Wort Gottes besser hören zu können als in den engen Räumen bisher. Diese Kirche soll der Ort sein, an dem uns allen der so bitter nötige Trost von Gottes Wort her gesagt wird. Hier soll uns Gottes Gebot vor Augen gehalten werden, damit wir den Weg nicht verfehlen. Wir hatten ja in der Vergangenheit Wohnungen und Häuser; wohl fast jeder von uns hatte seine Wohnung und sein Auskommen. Wir hatten auch Kirchen in unserer Stadt, viele Kirchen; aber vielleicht haben unsere guten Wohnungen uns daran gehindert, das Haus Gottes aufzusuchen, um in ihm das Wort des Lebens zu hören. Vielleicht haben wir darum den Weg des Lebens versäumt und haben uns auf einen Weg bringen lassen, der uns nun vor zerstörte Häuser und Wohnungen und vor zerstörte Kirchen stellt.
In alter Zeit wurde im allgemeinen als erstes in einer Neuansiedlung die Kirche gebaut und damit hingewiesen auf das eine, was Not ist: das ewige Wort des lebendigen Gottes sollte von Anfang an in das tägliche Leben hineingehört werden und Weisung schenken. So mag denn in einer Zeit, in der es an Wohnungen gebricht -wenn gleich wir in Lichtenrade noch gut dran sind- der Bau dieser Kirche doch berechtigt sein. Es soll uns an das eine mahnen, das wichtiger ist als alles auf dieser Erde; denn was nützen uns die Wohnungen und Häuser, wenn in ihnen Zwietracht und Hass herrschen, wenn Betrug, Sorge und Angst in ihnen geboren werden. Erst dann werden wir Segen von unseren Häusern haben, wenn wir uns zurufen lassen: "Lasset euch versöhnen mit Gott!" und wenn unsere Stadt, wenn unser Land und die Völker das Wort des Herrn aller Herren hören.
So, liebe Gemeinde, soll diese Kirche, die wir wieder aufbauen in schwerster Zeit und bedrängter Lage, uns aus aller Bedrängnis, Angst und Not auf das eine weisen, an dem wir Halt, Trost und Wegweisung haben; an das Wort unseres Herrn Jesus Christus. Und wenn uns das Psalmwort auffordert: "Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben, danket ihm, lobet seinen Namen!", so möchten wir uns nun auch heute zum Dank aufrufen lassen, dass Gott uns trotz aller unserer Verfehlungen und Schuld, trotz allem, was unter uns geschehen ist und geschieht, nicht verlassen will. Das ist wirklich Grund zum Dank! Niemals aber handelt es sich bei den Worten der Heiligen Schrift um eine Redensart, immer handelt es sich um eine Tat und einen Einsatz. So soll auch dieser Dank keine Redensart in dieser Stunde sein.
Diese unfertige Kirche, durch deren Dach es noch
regnet, deren Wände noch kahl sind und die Zeichen
der Zerstörung noch an sich tragen, durch diese
unfertige Kirche soll uns allen die Möglichkeit
gegeben, ja sollen wir gemahnt werden, recht zu
danken. Gott ist in Christus Mensch geworden und hat
uns durch seinen Tod errettet. Darum kann der
Dank, den wir ihm abstatten, nicht in ein paar
billigen Worten bestehen. Der rechte Dank Gott
gegenüber ist ein Opfer des ganzen Menschen. Dass
wir nicht mehr uns selbst gehören, sondern uns mit
unserem ganzen Menschsein, mit unserem ganzen Leben
dem Herrn anvertrauen und ergeben.
Der rechte Dank darf und muss mit der Tat
geschehen. Diese Tat, zu der wir uns heute aufrufen
lassen wollen, soll darin bestehen, dass wir
weiterbauen, das Dach auf diese Kirche setzen, Bänke
hineinbauen, und damit die Möglichkeit schaffen für
uns und unsere Kinder und Kindeskinder, in unserem
Ort das Wort des Herrn zu hören. Das Opfer, das von
euch allen heute erbeten wird, ist in erster Linie
ein geldliches Opfer. Unser Dank Gott gegenüber wird
dadurch eine Bekräftigung erhalten, dass wir
verstanden haben, welche Verantwortung wir tragen
vor Gott und unserer Gemeinde, dass ja das Wort des
Herrn vielen zugänglich werde, und dass deshalb
dieses Gotteshaus fertiggestellt werden muss. So
lasset uns, liebe Gemeinde, die Aufforderung des
Psalmisten hören als Menschen, die bereit sind, für
die Sache des Herrn aller Herren, die ja unsere
Sache, unser Leben, unsere Rettung bedeutet, zu
opfern: "Gehet zu seine Toren ein mit Danken, zu
seinen Vorhöfen mit Loben. Danket ihm, lobet seinen
Namen.
Amen