Liebe Freunde in Deutschland,
hier trommelt der Regen unaufhörlich aufs Wellblechdach. Des nachts rauscht es vom Himmel und am Tag schüttet es wie aus Eimern. Wo kommt nur das ganze Wasser her und wo geht es hin? Sind diese ungewöhnlichen Regenfälle Folge des globalen Klimawandels? Die Bauern sehen es mit Sorge, denn ihr Mais steht in stauender Nässe und das vertragen die Pflanzen nicht. Brücken wurden fortgeschwemmt, ganze Landstriche sind von der Versorgung abgeschnitten. Am schlimmsten aber trifft es die Bewohner der Armensiedlungen hier in Lusaka. Die haben kaum ein dichtes Dach und es gibt keine funktionierende Entwässerung. Da lebt man buchstäblich im Schlamm. Kein Wunder, dass die Zeitungen von Cholerafällen berichten.
Wir selbst leben vergleichsweise mit großem Komfort, haben ein fast dichtes Dach, haben in der Regel Strom, können telefonieren, haben ein Fahrzeug zur Verfügung. Zeigt sich einmal die Sonne, dann gleicht unser großes Grundstück am Rande Lusakas dem Garten Eden mit großen Bäumen und blühenden Hecken. Mangos und Avocados ernten wir vom Baum. Wir frühstücken fast immer in kurzen Ärmeln auf der Terrasse, auch während des Regens ist es nicht kalt. Wir futtern brav die bitteren Malariatabletten, und es geht uns gesundheitlich gut.
Zur Lebensqualität gehört es für uns auch, dass wir fast regelmäßig sonntags zur Kirche gehen. Und das ist ein besonderes Erlebnis. So ein afrikanischer Gottesdienst ist ein fröhliches Gesamtkunstwerk. Du wirst überaus herzlich begrüßt, Du begegnest in der vollen Kirche so vielen freundlichen und aufgeschlossenen Menschen. Es sind immer mehrere Gemeindeglieder, die den Gottesdienst mit Begrüßung, Gebet, Mitteilungen, Bibellesung moderieren. Immer werden die Neuen begrüßt. Immer sind da mindestens zwei Chöre dabei und was sie singen, das geht ins Herz und in die Beine.
Wir haben nun angefangen, Kontakt aufzunehmen mit den Dorfbewohnern in dem ländlichen Entwicklungsprojekt, dass die Gossner Mission hier in der Umgebung Lusakas unterstützt und begleitet. Ein Entwicklungskomitee hat sich gegründet, eine Gemeinwesenarbeiterin läuft barfuss von Dorf zu Dorf und baut Gruppen auf, ein Frauennetzwerk ist gewachsen. Sie führen Aufklärungskampagnen über Aids durch und versuchen, ihr Einkommen durch Gemüsebau, Hühnerzucht, Töpferei etc. zu verbessern.
Acht Brunnen sind inzwischen gebohrt. Weiter sollen folgen. Es gibt eine Klinik und eine Vorschule. Aber wenn wir sagen "Klinik" und "Vorschule", Ach Ihr macht Euch keinen Begriff von der Armseligkeit dieser Hütten.
Ein erheblicher Teil unserer Kraft und Zeit geht leider dabei drauf, den Betrieb hier im Büro und auf dem Grundstück mit den Mitarbeitern am Laufen zu halten. Irgendwas ist immer los, irgendwas ist immer kaputt. Mal gibt es keinen Strom, mal kommt kein Wasser, mal streikt der Computer. Über mehrere Tage waren Telephon und E-Mail ausgefallen. Das alte Fahrzeug lag mit einem Kupplungsschaden danieder. Dann regnet es durchs Dach. Dann hat das Kind des Gärtners Malaria, dann trifft den Nachtwächter ein Todesfall und er braucht Geld. All dies kostet Zeit und Wege. Wer hier nicht Gleichmut lernt, ist verloren. Wir werden aber reichlich "entschädigt" durch sehr viel menschliche Wärme und Freundlichkeit.
Wir haben es nicht bereut, dass wir nach Sambia gegangen sind und schließen unseren ersten Bericht mit herzlichen Grüßen
Eure Elizabeth und Reinhard Kraft