Pfarrerin Inge Schmidt feiert Abschied
Sonntag, 20. Januar 2001, 17 Uhr, Gemeindezentrum Lichtenrade-Ost
Das Leben ist Veränderung, das weiß niemand besser als Pfarrerin Inge Schmidt. In Rostock geboren, verbrachte sie ihre Schulzeit und Studienzeit in ihrem Geburtsort. Doch dann begannen die Veränderungen. Zum Vikariat ging's nach Merseburg und Lübbenau. 1965 nahm sie den Dienst in ihrer ersten Gemeinde in Bitterfeld auf, einer der "schmutzigsten Industriestädte der DDR", wie Frau Schmidt es selber einmal ausdrückte. Trotzdem hat Frau Schmidt Bitterfeld in guter Erinnerung, weil sie dort in eine aufgeschlossene und lebendige Gemeinde kam.
Nach sieben Jahren wechselte sie an die Katharinen-Kirche in Brandenburg / Havel und schließlich kam sie 1979 aus persönlichen und politischen Gründen in die Bundesrepublik. Hier waren Hildesheim und Hannover ihre ersten Stationen, bevor sie nach Berlin kam und dann die Arbeit als Krankenhaus-Seelsorgerin am St. Gertrauden-Krankenhaus in Wilmersdorf aufnahm.
Doch zog es sie bald wieder in den Gemeindedienst, den sie am 1. April 1987 in Lichtenrade-Ost antrat. Bestimmte teilweise die biblische Zahl "sieben" den Rhythmus ihres bewegten Lebens, so waren es in Lichtenrade nun etwa zweimal "sieben", also 14 Jahre, in denen sie bei uns ihren Beruf ausübte
Wir jedenfalls haben sie erleben können als eine besonnene Predigerin, die ihre theologische Überzeugung in ihrer Verkündigung klar zum Ausdruck bringt. Auf die durchdachte liturgische Gestaltung ihrer Gottesdienste richtet sie ihr besonderes Augenmerk. Viele unserer Gemeindeglieder, ihrer "Gottesdienstbesucher" wussten und wissen ihre Gottesdienste sehr zu schätzen. Theologische Fortbildungen und Meditationen, an denen sie teilnahm, waren ihr ein großes Anliegen, womit sie auch das gemeindliche Leben in Lichtenrade bereicherte über ihren unmittelbaren Gemeindebereich hinaus.
Im Kreis der Pfarrerinnen und Pfarrer unserer Gemeinde habe ich Frau Schmidt, "unsere Inge", als aufgeschlossene und offene Kollegin erlebt, die mit konstruktiver Kritik nicht hinter dem Berg hielt.
Bei theologischen Unterschieden, soweit sie in der Runde unserer Pfarrerinnen und Pfarrer auftraten und auftreten, bei allen daraus folgenden Unterschieden in sozialpädagogischen und sozialpolitischen Fragen das kirchliche Handeln betreffend, habe ich Inge Schmidt als eine sachliche, engagierte Gesprächspartnerin erlebt.
So sage ich an dieser Stelle Pfarrerin Inge Schmidt ein herzliches Dankeschön für alles das, was sie unter uns bewirkt hat. Diesen Dank spreche ich zurecht sicherlich auch im Namen vieler aus, die sie auf diesem Wegabschnitt in Lichtenrade begleitet hat.
Das Leben ist Veränderung. Neue Lebensabschnitte lösen meistens auch etwas Unbehagen aus, gerade auch dann, wenn auf die "aktiven" Lebensphasen der "Ruhestand" folgt.
Wir wünschen Frau Pfarrerin Inge Schmidt auch für diese Zeit, dass sie den Platz findet, an dem sich wohl fühlt. Wir wünschen ihr liebe Menschen, die sie auch auf diesem Weg begleiten. Wir wünschen ihr, dass sie auch dann Aufgaben findet, die ihr Freude machen und ihr die Erfahrung vermitteln, gebraucht zu werden oder in aller Freiheit auch "nein" sagen zu dürfen. Und vor allem wünschen wir ihr Gottes Segen.
Hartmut Kramer