Leben ist ein Violinkonzert geben, während man Geige spielen lernt“
Aus dem Gemeindebrief Februar 2009:
soll der englische Essayist Samuel Butler (1835-1902) gesagt haben. So fühle ich mich jetzt ein bisschen, weil mit Ihnen, liebe Kirchengemeinde Lichtenrade, ein neuer Abschnitt in meinem Leben anfängt. Geige spielen lerne ich nur im übertragenen Sinne (früher habe ich mal im Posaunenchor mitgespielt und hin und wieder spiele ich Blockflöte oder Gitarre), aber ich möchte ja bei Ihnen auch kein wirkliches Violinkonzert geben, sondern mich als Ihre neue Pfarrerin im Entsendungsdienst vorstellen. Als Nachfolgerin von Ralf Daniels bin ich noch Anfängerin des Spiels, gut ausgebildet nach Studium (in Berlin und Prag) und Vikariat (in Berlin-Lichterfelde). Gleichzeitig ist man ja auch im Vikariat immer schon ganz dabei, mit Leib und Seele, wie beim echten Konzert eben. Gerade die Begegnungen, ob bei Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen, in Gesprächsreihen oder Gottesdiensten, sind es, die den Pfarrberuf für mich zu einem Traumberuf gemacht haben.
Vorher gab es anderes. Ich habe nach dem Studium zunächst als Kirchenhistorikerin gearbeitet, mit einem Schwerpunkt bei der Situation von Christen „jüdischer Herkunft“ und ihrer Verfolgung im Nationalsozialismus. Ich habe meine beiden Kinder, die in diesem Jahr 6 und 9 Jahre alt werden, intensiver begleitet, bis sie jeweils in den Kindergarten gingen und sich zunehmend selbständig machten. Noch früher habe ich Jugendverbandsarbeit gemacht, bei den evangelischen Pfadfindern, erst mit den Gruppen, dann in den Gremien, dann, um mein Studium zu finanzieren, als Bildungsreferentin. Meinen Mann habe ich dort auch kennen gelernt. Und wie es der Zufall will, habe ich Anfang der 1990er nebenberuflich für das Nachbarschaftszentrum der UFA-Fabrik in der Familienpflege gearbeitet, auch in Lichtenrader Familien.
Nun freue ich mich auf alles Neue, das mir bei Ihnen begegnen wird. Vielleicht werden unsere Begegnungen ja kleine Konzerte - im Bild von Samuel Butler, denn im Lernen wie im Glauben ist man ja nie perfekt und fertig. Schön, wenn es eine Gemeinschaft gibt, mit der man zusammen lernen und glauben, leben und feiern kann.
Herzlich grüßt Sie
Ihre Pfarrerin i.E. Katrin Rudolph