Unsere Glocken der Dorfkirche

Drei Bronzeglocken hängen wieder im Turm unserer Dorfkirche:
1. Glocke: Höhe 72 cm, Durchmesser 114 cm, Gewicht 429 kg, Ton g (Glocke aus Freienwalde)
2. Glocke: Höhe 72 cm, Durchmesser 85 cm, Gewicht 320 kg, Ton h "Geduldig in Trübsal"
3. Glocke: Höhe 58 cm, Durchmesser 67 cm, Gewicht 180 kg, Ton d "Haltet an am Gebet"

Eine alte Glocke, die bis zum Kirchenbrand 1943 im Turm hing und während der beiden Kriege von der Ablieferung verschont blieb, trug die Inschrift: "Veni rex gloriae cum pace" - Komm du König der Herrlichkeit, mit deinem Frieden! Ihr Ursprung muss zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert gewesen sein. Sie überstand den 2. Weltkrieg nicht.

Unsere größte Glocke trägt die Inschrift:
Umgegossen nach Wiederherstellung des durch Blitzschlag eingeäscherten Thurmes im Jahre 1867, von C. Voss in Stettin.
(Gemeint ist aber ein Blitzschlag in den Turm des Alten Hospitals in Freienwalde, siehe nebenstehender Text)

Die Inschrift unserer großen (mittleren) Glocke erzählt aus ihrem Leben: "Umgegossen nach Wiederherstellung des durch Blitzschlag eingeäscherten Thurmes im Jahre 1867, von C. Voss in Stettin"

Auf der gegenüberliegenden Flanke werden der Ort und die Gießzahl angeführt:
Freienwalde a/O, No. 384

Diese Glocke ist ursprünglich die Abendglocke von St. Nikolai in Bad Freienwalde an der Oder gewesen.

1641 hatte der Glockengießer Michael Jakob Neubert (Neuwert, Nebert, Neuwart) in Berlin am Alten Hospital die Abendglocke für diese Freienwalder Kirche aus Bronze gegossen. Mehr als 200 Jahre hing sie in St. Nikolai mit den anderen Glocken und versah ihren Dienst. Am 11. April 1867 wurden die Glocken durch Blitzschlag und Brand des Turmes zerstört.

Die Gemeinde gab die Bronzetrümmer an die Gießerei Carl Voß in Stettin, die noch im selben Jahr eine neue Abendglocke gegossen hat. Den Ersten Weltkrieg hat die neue Glocke unbeschadet überstanden. Genaue Detailangaben zu ihrer Geschichte in dieser Zeit fehlen. Die Heeresverwaltung führte vom 1. März 1917 an eine Bestandsaufnahme der Bronzeglocken durch, um den erheblichen Metallbedarf der Rüstungsindustrie abzudecken. Die Glocken wurden in die Gruppen A, B und C eingeteilt. Die Glocken der Kategorie A wurden im Frühjahr 1917 enteignet und zu Kriegszwecken eingeschmolzen. In den Gruppen B und C befanden sich Glocken, die einen besonderen wissenschaftlichen, geschichtlichen oder künstlerischen Wert besaßen; so auch unsere Freienwalder Glocke.

Die Glocken der Gruppe C sollten auf jeden Fall erhalten werden. Zum Einschmelzen von Glocken der Gruppe B kam es glücklicherweise nicht mehr, obwohl schon mit einer Aussortierung begonnen worden war. Die große Glocke entging so der Beschlagnahme und Einschmelzung. Immerhin 2.269 Glocken wurden von den Kirchengemeinden der Provinz Brandenburg an die Heeresverwaltung abgegeben und der Rüstung einverleibt.

Liebevolle gegossene Details zieren unsere große Glocke, lockige Köpfe an den Aufhängungen und Ornamente am oberen Rand.

1924 bekam die Kirche St. Nikolai ein neues Geläut, so dass die alte Abendglocke überzählig war und verkauft wurde. Für 4.500,- RM erwarb sie die Kirchengemeinde Berlin-Lichtenrade, die seit diesem Jahr über drei Glocken im Turm verfügte. Die Umstellung auf die Kriegswirtschaft wurde schon vor Beginn des zweiten Weltkrieges deutlich. Wieder wurden die Glocken in verschiedene Kategorien (A-D) eingeteilt. Die alte Freienwalder Glocke gehörte der Gruppe C an. Im April 1942 wurde sie dennoch an die "Reichsstelle für Metalle" abgegeben. Uns blieb nur die älteste Glocke aus dem frühen Mittelalter.

Erst im Juni 1949 erfuhr die Kirchengemeinde etwas vom Verbleib der Glocke. Ein Schreiben des Konsistoriums informierte darüber, dass im Glockenlager Lünen bei Hamburg eine Lichtenrader Glocke aufgefunden worden war. Sie war der Einschmelzung entgangen und wurde im selben Jahr gemeinsam mit anderen Berliner Glocken von Hamburg zurück transportiert. Im November konnte sie dann vom Gelände der Firma Krupp-Druckenmüller, Gottlieb-Dunkel-Str. 50/52 in Tempelhof abgeholt werden. In der Abkündigung im Vormittagsgottesdienst am 11. Dezember 1949 wurde ihre Rückerhaltung bekannt gegeben. Aus diesem besonderen Anlass läutete sie am Schluss des Gottesdienstes zunächst allein, und die anderen beiden Glocken fielen später ein. Über 50 Jahre hängt die große Glocke aus Freienwalde wieder im Turm und ruft die Gemeinde zum Gottesdienst.

aus einem Bericht von Petra Heidebrecht

Ganz links im Turm hängt die kleinste Glocke "Haltet an am Gebet"

Auch unsere anderen beiden Glocken haben ihre Geschichte. Wie eingangs erwähnt, blieb zwar unsere älteste Glocke aus dem frühen Mittelalter von der Konfiszierung durch die "Reichstelle für Metalle" verschont, sie stürzte aber beim Brandbombenangriff auf unsere Kirche am 29. Dezember 1943 ab und zerbarst. Beim Wiederaufbau der Kirche 1948/49 standen wir also vor der schwierigen Aufgabe, wo nehmen wir neue Glocken her?

Wir fanden eine Lösung: Wir erfuhren von Glocken, die noch nie ihren Dienst auf einem Kirchturm getan haben, obwohl sie gar nicht mehr ganz jung waren. 1936 hat sie ein Glockengießer gegossen, ohne einen Auftrag dazu zu haben. Es sollten 3 Glocken werden. Der Guss der 3. Glocke verzögerte sich durch mancherlei Schwierigkeiten, die auch in der Vorkriegszeit groß waren. Der Glockengießer, als Angehöriger einer alten Glockengießerfamilie, wusste, wie viele Glocken dem vorletzten Kriege zum Opfer gefallen waren. er hat deshalb die beiden Glocken bei Beginn des letzten Krieges vergraben.

Und das ist die mittlere Glocke "Geduldig in Trübsal"

Nach dem Kriege hat er sie uns dann angeboten. Der Guss der 3. Glocke ist ihm leider missraten. Wir mussten uns bei der Glockenfeier am 19. Dezember 1948 erst mit zwei Glocken begnügen. Denn erst zwei Monate nach der feierlichen Einweihung der wiederaufgebauten Dorfkirche (3.April 1949) erfuhren wir, dass wir unsere alte, große Glocke aus Freienwalde wiederbekommen würden (siehe oben). Das sind unsere mittlere Glocke, "Geduldig in Trübsal" (sie ist auf den Ton h gestimmt und hat einen Durchmesser von 85 cm und ein Gewicht von 320 kg) und unsere kleine Glocke, "Haltet an am Gebet", ist auf den Ton d gestimmt und hat einen Durchmesser von 67 cm und ein Gewicht von ca. 180 kg.

Die große Glocke sollte heißen "Seid fröhlich in Hoffnung" und auf den Ton g gestimmt sein, einen Durchmesser von 102 cm und ein Gewicht von 620 kg haben. Aber, wie bereits . Auch für die Glocken erbitten wir euren Beitrag.
Es ist noch viel zu tun. Gott wolle Euren Glauben stärken, dass Ihr bereit seid mitzuhelfen an dem Werk. Es geht nicht darum, unsere Ehre zu mehren, es geht um Gottes Ehre, und da dürfen wir vertrauen, dass Gott unser Tun segnet und uns Glauben und Kraft schenkt zum Werk.